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Schmusen mit dem Ortsverein

■ Kandidaten-“Duell“: Kröning und Isola beim Ortsverein Schwachhausen

Haus „Sparer Dank“ im tiefsten Winkel von Schwachhausen versprach schon allein des Namens wegen einen leichten Heimvorteil für Sparsenator Volker Kröning. Doch der äußere Schein trog. „Ich vermisse bei Euch ein angemessenes Maß von Leidenschaft“, kritisierte eine SPD-Genossin am Dienstag abend beim Duell Kröning-Isola gleich beide Kandidaten für das Bundestagsmandat im Wahlkreis 50 (UB-Ost). Am kommenden Montag wählt die Wahlkreiskonferenz, derzeit tingeln die Kandidaten durch die Ortsvereine. Am Dienstag waren sie Gäste in Schwachhausen Südost, erstmals in einer öffentlichen Veranstaltung.

So groß, das räumten beide ein, seien die Unterschiede zwischen ihnen gar nicht. Horst Isola will mehr zur Innenpolitik, Krönings „große Leidenschaft“ sei die Außenpolitik. Isolas Spezialgebiet Rechtsextremismus, Krönings Dauerthema Bundeswehr („Ich gehöre zu den wenigen in der Bundesrepublik, die ein auch völkerrechtlich abgestimmtes Konzept für ein 200.000 bis 250.000 Mann starkes Heer haben“). Beide sind gegen Arbeitslosigkeit und Sozialabbau. Hier etwas mehr Kriminalitätsbekämpfung, dort mehr Steuerreformen, alles aber zum Guten für alle.

Das war den rund 30 Gästen des Ortsvereins doch zuviel Schmusekurs. Wie sie es die Kandidaten denn mit der Großen Koalition hielten? Kröning: „Die Große Koalition ist für mich das allerletzte.“ Alle Spekulationen darauf seien „Planspiele“, die zu nichts führten. Isola: „Ich müßte mit dem Klammerbeutel gepudert sein, wenn ich mich jetzt dazu äußern würde. Ich sage nur: Auch die Grünen sind unsere politischen Gegner.“

Ganz unverblümt wurden die Kandidaten auch nach „Macken“ gefragt. Ob sie auch „standfest in schwierigen Wetterlagen“ seien, wollte ein Genosse wissen. Immerhin habe Isola vor wenigen Monaten den Parteivorsitz geschmissen, Kröning wolle „in schwerer Zeit“ als Finanzsenator aufhören. Isola erklärte darauf, daß er seine Kandiatur verstehe „als Signal dafür, daß ich weiterarbeiten will“, als „eine Art Resozialisierungseffekt“. Volker Kröning machte den „Reiz des Wechsels von der Exekutive in die Legislative“ als Triebkraft seiner Entscheidung für die Kandidatur verantwortlich. Er werde als Finanzsenator „einen ordentlichen Laden hinterlassen.“ Weiter sagte er, daß er „zu gegebener Zeit“ nicht nur das Amt, sondern auch das Bürgerschaftsmandat aufgeben wolle. „Die Bürgerschaft soll keine Wahlkampfplattform werden.“

Wer immer es wird bei der SPD: Er muß einen hauchdünnen Stimmenvorsprung von 6.000 vor der CDU halten oder ausbauen. Das jedenfalls war das Ergebnis von Ernst Waltemathe bei der letzen Bundestagswahl. Doch auch der Gegner hat sich geändert. Nach Günther Klein schickt die CDU jetzt Bernd Neumann ins Rennen um Wahlkreis 50. mad

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