Frauen müssen zurück an den Herd

■ In Ostdeutschland verlieren immer mehr Frauen ihren Job

Seit der Wende verlieren immer mehr alleinerziehende Frauen in Ostberlin ihre Jobs. Im Juni letzten Jahres war bereits jede achte von ihnen arbeitslos, fast doppelt soviel wie noch Anfang 1993. Das ergibt eine vom Berliner Frauensenat in Auftrag gegebene Studie, die die veränderten Lebensbedingungen alleinerziehender Frauen in Ostberlin seit der Wende untersucht hat (siehe taz vom 18. Januar). 356 Alleinerziehende haben Petra Drauschke und Margit Stolzenberg befragt.

Zu DDR-Zeiten war „das Leitbild der Gesellschaft die berufstätige Mutter“, sagen die Autorinnen der Studie. Fast alle Frauen arbeiteten. Eine öffentliche Kinderbetreuung machte es möglich. 65 Prozent der befragten Frauen sagten, vor der Wende nicht nur aus ökonomischen Gründen, sondern aus Lust am Job gearbeitet zu haben. Denn durch das selbstverdiente Geld fühlten sie sich unabhängig und souverän. Nur 8,1 Prozent der Frauen wären lieber zu Hause geblieben.

In den neuen Bundesländern ist jetzt jede fünfte Frauen arbeitslos. Von den befragten Frauen befinden sich außerdem 20 Prozent in ungesicherten Arbeitsverhältnissen. Dagegen steht nur jeder zehnte Mann ohne Arbeit da. Während die Arbeitslosenquote der Männer sinkt, steigt die der Frauen.

Wider Erwarten sind von der steigenden Frauenarbeitslosigkeit Alleinerziehende, die auf dem Arbeitsmarkt als schwer vermittelbar gelten, nicht stärker betroffen als andere Frauen. Die Folgen der Erwerbslosigkeit treffen sie jedoch besonders stark. „Für alleinstehende Frauen mit Kindern bedeutet Arbeitslosigkeit oft den Weg in die Armut“, sagt Drauschke. Fast jede vierte Ostberliner Alleinerziehende ist auf Sozialhilfe angewiesen.

Am Ende ihrer Studie fordern Drauschke und Stolzenberg gegen die Privilegien der traditionellen Ehe die Gleichstellung aller Familienformen. Außerdem müßten Wohnraum und Kitaplätze gesichert sowie die Erziehungsarbeit bei den Rentenzahlungen berechnet werden.

Den Forderungen schließt sich die Frauensenatorin Christine Bergmann (SPD) an. „Ich habe nichts gegen das klassische Familienmodell. Aber man kann nicht von Familienpolitik sprechen und ein Drittel der Betroffenen außen vor lassen.“ In Berlin sind 60.000 Haushalte im Ostteil und 59.000 im Westteil Ein-Eltern-Familien. Sehr wichtig sei es auch, sagt Bergmann, Frauen nicht in die Hausfrauenrolle zurückzudrängen, sondern vor Diskriminierung auf dem Arbeitsmarkt zu schützen. Besonders alleinerziehende Frauen. Juliane Echternkamp