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UNO ruft zu Frieden in Afghanistan auf

■ Pakistan für Regionalkonferenz

New York/Kabul/Islamabad (AFP) – Wird der UN-Sicherheitsrat zwischen den rivalisierenden Gruppen in Afghanistan vermitteln? Angesichts der schweren Kämpfe beschäftigte sich das höchste UN-Gremium am Montag abend zum ersten Mal wieder mit der Lage in dem zentralasiatischen Land, seit die von Moskau gestützte Nadschibullah-Regierung im Jahr 1992 gestürzt wurde.

Der Sicherheitsrat forderte die verschiedenen Mudschaheddin- Fraktionen auf, die Kämpfe sofort einzustellen und darauf hinzuwirken, daß eine auf breiter Ebene repräsentative Regierung eingesetzt wird, die das afghanische Volk akzeptiert. Er begrüßte die Absicht von UN-Generalsekretär Butros Ghali, baldmöglichst eine Sondermission nach Afghanistan zu schicken, um über Möglichkeiten einer möglichen UN-Vermittlung zu sprechen.

Der afghanische Koordinationsrat – der aus Gegnern von Präsident Burhanuddin Rabbani besteht und dem unter anderem Vertreter des nominellen Premierministers Hekmatyar angehören – legte laut der pakistanischen Nachrichtenagentur APP Pakistans Außenminister Sardar Assef Ahmed Ali am Montag einen Acht-Punkte-Friedensplan vor. Der Plan sieht unter anderem vor, daß Rabbani und sein Erzrivale Hekmatyar zurücktreten und die Macht an einen Übergangsrat abgeben, bis Wahlen durchgeführt werden. Pakistan will mit den Nachbarstaaten Afghanistans – Iran, Saudi-Arabien und den zentralasiatischen Republiken – eine Konferenz zur Lösung der Krise veranstalten. Auf diesen Vorschlag habe der Koordinationsrat „positiv“ reagiert, hieß es.

Rabbani, der selbst einer der kriegführenden Gruppierungen angehört, hatte am Sonntag von der Möglichkeit neuer Wahlen gesprochen und erklärt, daß sein Land dann vielleicht die Hilfe der UNO brauche. Hekmatyar hat die Abdankung Rabbanis als Bedingung für einen Waffenstillstand genannt.

Wie ein Sprecher des Verteidigungsministeriums in Kabul sagte, unternahmen die Milizen der Hesb-i-Islami von Hekmatyar mit den Verbänden des Usbeken-Generals Raschid Dostam in der Nacht zum Dienstag erneut eine Offensive in der Nähe zum Präsidentenpalast und zum Verteidigungsministerium.

Die Artilleriegefechte sollen gestern an Intensität abgenommen haben. Zahlreiche BewohnerInnen nutzten diese Gelegenheit und flüchteten aus der umkämpften Stadt. Nach einem Bericht des Internationalen Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) wurden bei den Kämpfen in und um Kabul in den vergangen drei Wochen 700 bis 800 Menschen getötet und mehrere Tausend verletzt.

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