: SPD-Spekulationen um die Frahm-Nachfolge
■ Gehandelt: Kuhbier, Zuckerer,Sachs Grambow,/ Voscherau möchte eine Frau
Das rote Karussell rotiert wieder. Am Tag nach der Rücktrittsankündigung von SPD-Parteichef Helmuth Frahm sprangen gestern die ersten Nachfolge-Kandidaten auf, sofern sie nicht gleich geschubst wurden. Der Name einer Frau gelangte nicht ans Ohr der taz-Redaktion, statt dessen Männer satt: Walter Zuckerer, Jörg Kuhbier, Michael Sachs, Hans-Jürgen Grambow.
Meistgenannter Vorschlag war Jörg Kuhbier, doch der ehemalige Umwelt-Senator soll bereits abgewunken haben. Das Problem, nicht nur für ihn: Der SPD-Vorsitz ist Ehrenamt und Full-Time-Job zugleich. Schlimmer noch: Der Einfluß auf die Politik des Senats ist vergleichsweise begrenzt.
Walter Zuckerer, am Abend mehr und mehr als Favorit gehandelt, hat sich deshalb Bedenkzeit erbeten. Zugleich trat er – Zufälle gibt's – gestern nicht wieder bei den Wahlen für den SPD-Kreisvorstand Altona an, sondern überließ diesen Posten dem Rechtsanwalt Olaf Scholz.
Besonders in den von Frahm kritisierten Klüngelrunden der Parteilinken liefen die parteiinternen Kommunikationsdrähte gestern heiß. Denn noch gilt laut ungeschriebenem, aber ehernem SPD-Gesetz, daß die Linke den Vorsitzenden stellen darf, die Parteirechte dagegen die mit Geld und Einfluß wesentlich besser gepolsterten Sessel des Bürgermeisters und des Fraktionsvorsitzenden besetzen.
Kein Wunder also, daß Fraktionschef Günter Elste, zugleich unbestrittener Anführer des rechten Parteilagers, sich gestern in aufgeräumter Laune präsentierte. Erz-Feind Frahm weg vom Fenster und mit den übrigen Kandidaten der Linken, so Elste, könne er prima leben. Und zwar von „A bis Z“, wie Zuckerer eben.
Nur ein einziger Spitzensozi durchbrach am Abend die Phalanx der männlichen Kandidaten und diktierte dem taz-Reporter das bis dahin arg Vermißte in die Feder: „Es wäre,“ erklärte Henning Voscherau ganz auf der Höhe der Zeit, „an der Zeit für eine Frau.“ uex
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen