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Sonor vertrackt

■ Gidon Kremer in der Musikhalle

Musiker aus dem Norden Europas machten in der Musikhalle Fu-rore: Der in Lettland geborene Geiger Gidon Kremer, das schwedische Rundfunk-Sinfonieorchester und der junge finnische Dirigent Esa-Pekka Salonen, die am Donnerstag abend auf einer Europatournee zu einem Gastspiel bei den Pro-Arte-Konzerten nach Hamburg gekommen waren.

Kremer, einer der großen Geiger unserer Zeit, bewältigte das schwierige Violinkonzert von Alban Berg mit einer unvergleichlichen Mischung von technischer Bravour und tiefer Einfühlung in diese schmerzerfüllte Musik. Mit der Intensität und Kraft seines Spiels brachte er all das zum Ausdruck, was der Wiener Komponist in dieses letzte seiner Werke hineingelegt hat, die Trauer um Alma Mahlers Tochter Manon, die mit 18 Jahren an der Kinderlähmung gestorben war - ein als engelsgleich geschildertes Geschöpf, dem Bergs Widmung „Dem Andenken eines Engels“ gilt. Aber auch die Vorahnung des eigenen Todes liegt in dieser Musik aus dem Jahre 1935: Wenige Monate nach der Fertigstellung starb der 50jährige Alban Berg. Er hatte sich sein eigenes Requiem geschrieben.

Zu einem Triumph für das Stockholmer Orchester und den 35jährigen Dirigenten wurde Igor Strawinskys „Sacre du Printemps“. Das Orchester konnte in diesem Werk seinen sonoren Klang, seine Präzision und seine solistischen Qualitäten unter Beweis stellen. Salonen führte die Stockholmer Musiker sicher durch die vertrackten rhythmischen Klippen von Strawinskys Musik und entfesselte ihre wilden Energien in der Sicherheit, daß sein Orchester ihm folgen würde. Jubelstürme. Wolfgang Nölter

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