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Halbgarer Vorwurf -betr.: "Herr S. und ein Volontär", taz vom 25.1.94

Wir sind sauer und enttäuscht. Ihr berichtet über den Prozeß, den wir gerade mit Herrn S. zu führen haben. Obwohl Ihr von Beginn an genauestens über die Hintergründe informiert wart, suggeriert der Artikel, Fußballfans an sich, und nun auch noch die von St. Pauli, seien zumindest latent schwulenfeindlich... .

... Wir bekamen seinerzeit einen Gastartikel zugesteckt, den wir für abdruckenswert hielten. Bis zum Erscheinungsdatum wußte niemand aus der 19köpfigen Redaktion was von einer vermeintlichen oder tatsächlichen Homsexualität des Herrn S., so daß uns die Aussage des, wie Ihr selbst schreibt, „reichlich verklausulierten“ Halbsatzes verborgen blieb. Als uns die Hintergründe bekannt wurden, haben wir sofort und ohne von Herrn S.'s Anwalt etwas gehört zu haben, einen ehrlich gemeinten Brief geschrieben, in dem wir uns für diesen Halbsatz in aller Form entschuldigten (in der Hoffnung, die Sache so nicht-öffentlich zu bereinigen). Daraufhin bekamen wir die anwaltliche Aufforderung, binnen zwei Wochen 5000 DM Schmerzensgeld plus Anwaltskosten zu zahlen, was natürlich nicht möglich war. Während sich Herr S. mit einer telefonischen Entschuldigung des ihm bekannten Autors zufrieden gab, hielt er die Klage gegen uns aufrecht, wohl wissend, daß er im Erfolgsfalle eine ihm wahrscheinlich sowieso unliebsame, kritische Fan-Postille mundtot machen könnte. Wie auch immer, durch diesen, wider besseren Wissens veröffentlichten, halbgaren Vorwurf der Schwulenfeindlichkeit werft Ihr gerade dem Teil der Fan-Szene Knüppel zwischen die Beine, der sich seit vielen Jahren dafür einsetzt, daß am Millerntor eine Atmosphäre herrscht, wo auch gesellschaftliche Minderheiten ihren Platz haben. Und was falsche Gerüchte in der Szene bewirken können, sollten gerade Ihr sehr gut wissen.

Eure Redaktion Der Übersteiger

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