: DGB-Landesbezirk im „Weltkonservatismus“
■ Die Wiederwahl der DGB-Vorsitzenden Bretz gilt trotz interner Kritik als sicher
Wenn die Delegierten des Deutschen Gewerkschaftsbundes (DGB) in Berlin und Brandenburg morgen über den neuen Landesvorsitz entscheiden, werden sie mit Kandidaten nicht gerade verwöhnt. Statt in Auswahl übt sich der Dachverband mit seinen rund eine Million Mitgliedern in demonstrativer Geschlossenheit. Ohne Gegenkandidaten und mit dem Segen des Vorstands stellen sich die bisherige Landesvorsitzende Christiane Bretz und ihr Stellvertreter Bernd Rissmann in Strausberg der Abstimmung.
In Zeiten, da der DGB bundesweit seine schwerste Krise durchläuft, soll Unruhe tunlichst vermieden werden. Dabei ist das Verhältnis des DGB in Berlin und Brandenburg zu den Einzelgewerkschaften seit langem angespannt. Nach Informationen der taz wird mittlerweile nicht mehr ausgeschlossen, daß auf der Landesbezirkskonferenz doch noch ein alternativer Kandidat nominiert wird. Besonders stark ist der Unmut über die Landesvorsitzende Bretz, der intern Führungsschwäche und bürokratische Handhabung vorgeworfen wird.
Nur „aus der Not heraus“ und mangels einer personellen Alternative sei die Zustimmung zu Bretz erfolgt, meint ein Sekretär der IG Metall zur taz, der nicht namentlich genannt werden will. Deutlicher wird die Gewerkschaft „Handel, Banken und Versicherungen“ (HBV), deren Vorsitzender Manfred Müller bei der Wahl vor vier Jahren seine Kandidatur nach Intervention des Bundesvorstands zugunsten von Bretz zurückziehen mußte. Die stellvertretende HBV-Vorsitzende Rosie Schott hält dem DGB-Landesbezirksvorstand „Wertkonservatismus“ vor. Das Gremium betreibe eine Politik, die „weit entfernt von der gewerkschaftlichen Basisarbeit ist“. So habe die Berliner Zentrale in der Diskussion um die geplanten Einsparungen im Frauenbereich des DGB bislang nichts „von sich hören lassen“. Unter der Führung von Bretz sei die Frauenpolitik „in die Bedeutungslosigkeit manövriert worden“, meint Schott. Severin Weiland
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen