: Nawrockis Reißwolf läuft auf Hochtouren
■ Sportminister Resch fordert Sondersitzung, Stadtpartei die Amtsenthebung / Staatsanwaltschaft prüft zwei Anzeigen
Axel Nawrocki, gescheiterter Geschäftsführer der Olympia- GmbH, gelingt es nicht, aus den Negativ-Schlagzeilen rauszukommen. Gestern wurde bekannt, daß die Olympia-GmbH Mitgliedern des Olympischen Komitees (IOC) „Extrawünsche“ wie Mercedes- Ersatzteile und Medikamente sowie die Bezahlung von Arztbesuchen erfüllt hatte.
Der Sportminister von Brandenburg, Roland Resch (Bündnis 90/Grüne), forderte den Regierenden Bürgermeister Eberhard Diepgen (CDU) in seiner Funktion als Aufsichtsratsvorsitzender der Olympia-GmbH auf, eine Sitzung des Kontrollgremiums einzuberufen. Innerhalb von zwei Wochen müsse die Olympia-GmbH auflisten, welche Akten noch vorhanden und welche vernichtet worden sind. Seine weitere Mitarbeit im Aufsichtsrat machte Sportminister Resch von einer „lückenlosen Aufklärung der Vorgänge“ abhängig.
Die Berliner Fraktion Bündnis 90/Grüne verlangte, daß das Thema im Abgeordnetenhaus besprochen wird. Nawrocki und Diepgen hätten anwesend zu sein. Es sei auch zu klären, was der Regierende Bürgermeister von der Aktion „Reißwolf“ wußte. Die Öffentlichkeit habe ein Recht, endlich eine Erklärung zu erhalten, sagte die Abgeordnete Michaele Schreyer. Die neugegründete Bürger- und Stadtpartei Berlin (BSP) forderte in einem Brief an den Chef der Bahn-AG, Heinz Dürr, Nawrocki von seiner derzeitigen Funktion als Geschäftsführer der S-Bahn-Gesellschaft zu suspendieren, bis alle Vorwürfe ausgeräumt sind. Die Stadtpartei hatte Anzeige gegen Nawrocki wegen des Verdachts der Urkundenunterdrückung gestellt.
Die Staatsanwaltschaft prüfe derzeit zwei Anzeigen, bestätigte Justizsprecher Frank Thiel auf Anfrage. Ein Strafantrag der Humanistischen Union richtet sich gegen Bedienstete des Landes Berlin wegen des Verdachts der Begünstigung. Ob die Vorwürfe Ermittlungen rechtfertigen, werde bis Ende kommender Woche geklärt, kündigte der Sprecher gegenüber der taz an. Bahn-Chef Dürr hält weiter an Nawrocki fest. „Es ist keine schöne Sache“, sagte Vorstandssprecherin Renate Preising auf Anfrage, daß Nawrocki weiterhin Schlagzeilen mache. Allerdings gebe es keine Erkenntnisse, die eine Entbindung vom Posten des Geschäftsführers nahelegen würden. Zunächst müsse man die Staatsanwaltschaft ihre Arbeit machen lassen, so die Sprecherin. Nawrocki war für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Für die Bezahlung von Arztbesuchen und Medikamenten für Sportfunktionäre hatte die ehemalige Leiterin der GmbH-Abteilung Internationales, Brigitte Schmitz, eine einleuchtende Erklärung: „Sie können den Leuten nicht ständig hinterherlaufen, damit die Rechnung bezahlt wird.“ Zur Vernichtung von Akten über jedes einzelne IOC-Mitglied sagte sie, wer etwas wissen wolle, könne im IOC- Handbuch nachschlagen. „Das haben wir aufgehoben.“ Dirk Wildt
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