: Die Rückkehr zum HSV ist unumgänglich
■ Volleyballbundesligist 1. VCH beantragt wegen fehlender Sponsoren Konkurs
Der Volleyball-Bundesligist 1. VC Hamburg wirft nach zweijähriger Existenz das Handtuch. Wie gestern bekannt wurde, beantragte der Verein beim Hamburger Amtsgericht die Einleitung eines Konkursverfahrens. Der im Vorjahr entlassene Manager Lutz Reinhardt hatte schon Ende Dezember die Pfändung des Vereinskontos erwirkt. Reinhardt stehen noch Gehaltsnachzahlungen von 20.000 Mark zu. Frühere Spieler, die den Verein inzwischen verlassen haben, verlangen ebenfalls die Zahlung ausstehender Gehälter.
„Der Verein ist überschuldet“, stellte VCH-Präsident Günter Ploß fest, wollte aber keine genauen Zahlen nennen. Zwar hat der 46jährige gegen die Pfändung des Kontos Einspruch eingelegt. Nach der Sperrung des Kontos mußte er der Herren-Mannschaft und ihrem Trainer Bernd Schlesinger mitteilen, daß sie für den Rest der Saison keine Gehälter mehr bekommen werden.
Den Spielbetrieb will der Klub jedoch bis zum Saisonende aber aufrechterhalten. „Das war abzusehen“, zeigte sich Ex-Nationalspieler Axel Hager über den finanziellen Kollaps nicht sonderlich überrascht. „Wir werden aber die Flinte nichts ins Korn werfen. Man kann eine Saison nicht einfach wegschmeißen.“ Immerhin haben die Spieler nun Aussichten auf ein Konkursausfallgeld. Ploß hatte den Verein im November 1991 gegründet, nachdem der Hamburger SV sich unter der Ägide von Präsident Jürgen Hunke der wenig prestigeträchtigen Randsportart entledigt hat und der zunächst gegründete Hamburger Leistungssport-Verein (HLSV) nach nur sechsmonatiger Existenz Pleite gemacht hatte. Zwar wurde der neue Verein 1992 überraschend Deutscher Pokalsieger und hat in dieser Saison noch minimale Chance die Meisterschafts-Play-Offs zu erreichen, doch wirtschaftlich kam er, trotz eines Sparetats von 320.000 Mark, nicht auf die Beine.
„Es war ein zweijähriges Herumhangeln am Rande der Existenz“, bilanzierte der enttäuschte Vorsitzende. In akute Turbulenzen geriet der VCH, als vertraglich fixierte Sponsorengelder in Höhe von knapp 100.000 Mark ausblieben. Mehrmals stopfte Ploß Etatlöcher aus seiner Privatschatulle. Insgesamt soll er dem Verein mit 60.000 Mark ausgeholfen haben. Dennoch war der Unmut gegen Ploß bei der Mannschaft in den vergangenen Wochen ständig gewachsen. Hinter vorgehaltener Hand wurden dem früheren Schatzmeister des Deutschen Volleyball-Verbandes Unfähigkeit und ruppiger Führungsstil vorgeworfen.
„Noch eine Saison beim 1. VC machen wir nicht mit“, erklärte der gegenwärtig verletzte Kapitän Uwe Körner. Die vagen Zukunftshoffnungen ruhen nun auf einer Rückkehr zum Hamburger SV und eine solide Finanzierung durch einen neuen Sponsor. „Wir benötigen eine halbe Million Mark pro Jahr, um mittelfristig wieder Spitzenvolleyball in Hamburg zu bieten“, kalkuliert Ex-Nationalspieler Frank Mackerodt, der für die Volleyballer neue Geldgeber sucht.
taz/dpa
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