: Die Deutschen diskutieren über Scheinprobleme
Erklären Sie mal jemandem im ganz nahen europäischen Ausland, gerade gute 100 Kilometer hinter Aachen, warum man in Deutschland wegen einer Versicherung (!) (Pflege-), die hier keiner kennt, einen Feiertag(!) (Buß- und Bet-), den hier ebenfalls keiner kennt, von einem Mittwoch auf einen Freitag(!?) verlegen will! Ich habe dieses Problem nämlich immer, wenn die Kinder im Bett sind und wir vom frankophonen Familienprogramm auf Wickert (Kabel) umschalten. Ich gebe meiner Frau dann frustriert zu verstehen, daß das dasselbe ist wie mit dem Ladenschlußgesetz. Sie wird es sowieso nie verstehen, auch wenn ich es ihr erklären könnte!
Die Deutschen diskutieren nämlich über Scheinprobleme, wo sie sonst keine haben. Warum reden sie immer nur über Geld, Renten und Versicherungen? (Ich meine jetzt nicht Rentner, Arbeits- oder Obdachlose, die haben ja kaum ein öffentliches Forum.) Weil sie damit darüber hinwegtäuschen wollen, daß sie eigentlich ja schon eher zuviel Geld haben und eh gegen alles versichert sind.
[...] Aber noch mal zum Ladenschluß. Warum sind in Deutschland gerade dann die Läden zu, wenn man endlich Zeit zum Einkaufen hätte? Hier in Belgien kann man bis abends um acht einkaufen, auch samstags. Und sogar sonntags sind jede Menge Lebensmittel- und Tante-Emma-Läden geöffnet. Hier leistet man nämlich (sogar sehr freundlichen!) Dienst am Kunden. Man lebt ja von dessen Geld, man ist aufeinander angewiesen, da kann man nicht egoistisch nur an sich denken. Das ist doch ganz klar.
Jetzt erklären Sie mir mal, warum die Deutschen sich alles so schwer machen? Weil es ihnen zu gut geht! Diether Petter
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