■ Soundcheck: Greg Osby / Les Rita Mitsouko
Gehört: Greg Osby. Sein Instrument zum sprechen zu bringen ist der gehegte Tagtraum eines jeden Jazzers. Am Montag in der spärlich gefüllten Fabrik ging Greg Osby der Frage nach, wie sein Saxophon mit einer menschlichen Stimme kommunizieren kann. Da aber sein Rapper ständig in Osbys uferlose Soli feuerte, redeten zwar beide; doch keiner hörte zu. Das Experiment zwischen avanciertem Jazz und Rap, das auf Platte noch glückte, scheiterte live kläglich. Was vor allem an Osbys Umfeld lag. Denn erst beim dritten Stück bekam der Mixer den Sound etwas besser in den Griff, glättete die Höhen und intensivierte die Bässe. Als der Schlagzeuger seinen Takt gefunden hatte, behielt er ihn stoisch bis zum Ende des Konzertes bei. Endgültig gestört wurde die Kommunikation zwischen Sax und Rap durch den holzhackenden DJ, der entweder markerschütternd laut oder wie durchs Telefon Geräuschfetzen einstreute. Sämtliche Stücke, die im Studio eingespielt noch überzeugen konnten, wurden vom Zuviel der eingesetzten Mittel erdrückt. Einzig in den wenigen leisen Momenten konnte der sympathisch schüchterne Greg Osby etwas Charme in den Auftritt bringen. Weniger wäre auch hier mehr gewesen oder um es mit Miles Davis zu sagen: Das Entscheidende an Musik sind die Pausen.
Volker Marquardt
Heute abend: Les Rita Mitsouko. So lange war von ihnen nichts zu hören - nun spreizen Les Rita Mitsouko wieder ihre Reize, Gags und Pop-Rock-Soul-zitierenden Anschläge auf Kopf, Bauch und Tanzbein auf ihrem neuen Album Système D. Ach, wie war es damals schön in jenem prunkvollen alten Saal in Barcelona, wo Cathrine Ringer und Fred Chinchin - die Kernmannschaft der Ritas - assistiert von begnadeten Vortänzern die Menge so zum Toben und Tanzen brachten, daß anschließend mancher Schlüssel und manche Pesete vor Vergnügen aus der Hosentasche gehüpft war. Neben einer Hommage an James Brown ist auf dem neuen Album auch Iggy Pop zu hören. Aber sogar auf den jungen alten Wilden wird man beim heutigen Konzert verzichten können.
lui
Große Freiheit, 20 Uhr
Außerdem: Über zwei Jahrzehnte Musik-Business hat auch Randy Crawford inzwischen auf dem Buckel. Ihr Stil zwischen Soul und Rock wird heute sicherlich locker eine große Musikhalle füllen (20 Uhr).
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen