Anschlag in Kopenhagen

■ Kurdischer Aktivist verletzt

Stockholm (taz) – Auf den Vorsitzenden des dänischen Kurdistan-Komitees, den 30jährigen Ilhan Yilmaz, ist am Montag abend ein Attentat verübt worden. Als Yilmaz vom Einkaufen in sein Wohnhaus in Kopenhagen zurückkehrte, wurde er aus nächster Nähe von vier Pistolenschüssen getroffen. Nach einer mehrstündigen Operation ist er laut Aussage der ÄrztInnen außer akuter Lebensgefahr. Ein kurzes Verhör des Verletzten durch die Polizei soll lediglich ergeben haben, daß es sich beim Attentäter wahrscheinlich um eine einzelne männliche Person gehandelt hat.

Das Kurdistan-Komitee, das sowohl Drahtzieher aus der Türkei als auch rassistische Hintergründe nicht ausschließen will, hatte wegen des Anschlages für Montag abend zu einer Pressekonferenz geladen. Wenige Minuten vor Beginn hatte schwerbewaffnete dänische Polizei den Versammlungsraum gestürmt und allen Anwesenden befohlen, sich flach auf den Boden zu legen. Sieben anwesende Kurden wurden von der Polizei mit Handschellen abgeführt und nach Verhören im Laufe der Nacht wieder freigelassen. Laut Polizeiangaben hatte man einen „Tip“ bekommen, es stehe eine innerkurdische Auseinandersetzung hinter dem Anschlag. Ein Verdacht, der sich durch die Verhöre aber nicht bestätigt habe.

Yilmaz hatte aus seiner Sympathie für die kurdischen PKK nie ein Hehl gemacht und hatte sich auch für kurdische Flüchtlinge eingesetzt. Die PKK hatte in den letzten Monaten in Kopenhagen und anderen westeuropäischen Städten verschiedene Anschläge auf türkische Einrichtungen verübt.

In antirassistischen Kreisen Kopenhagens wird ein rassistischer Hintergrund des Anschlags auf Yilmaz ebenfalls nicht für ausgeschlossen gehalten, auch wenn bislang offener Schußwaffengebrauch nicht zum Repertoire rechtsextremer Kreise gehörte. Diese hatten in der Vergangenheit Briefbomben verwandt. Reinhard Wolff