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Die eiskalten Stromfresser

■ Ozonzerstörende FCKW gibt es in den neuen Gefriergeräten kaum mehr / Ob die Ersatzstoffe günstiger sind, ist fraglich / Öko-Test rät: Kühlen ist besser

Der Wunsch nach Kälte war bereits vor 150 Jahren einem ganz frühen Grünen ein Dorn im Auge: Der amerikanische Dichter und Naturfreund Henry David Thoreau hatte sich vor der Zivilisation an den Waldensee geflüchtet und notierte 1846 empört, wie eine Hundertschaft Arbeiter im Auftrag eines Großgrundbesitzers ans Werk ging: Der nehme dem See „seinen einzigen Rock, ja die Haut selbst mitten im strengen Winter weg“. Die Eisschicht wurde portionsweise in den großen Städten verkauft. 1880 wurde allein in New York eine Million Tonnen Eis verbraucht.

Die Attacke dieses Ahnherrn der Ökologie konnte den damaligen Händlern mit der Kälte nichts anhaben. Die modernen Umweltschützer dagegen haben gerade wieder eine Schlacht gegen die zeitgenössische Kühlbranche gewonnen: Unter ihrem Druck verzichtet die Industrie nun auch bei Gefriergeräten auf FCKW, obwohl sie diese nach Umweltminister Klaus Töpfers milder Verbotsverordnung noch bis Ende des Jahres einsetzen dürfte. Der erste FCKW-freie Kühlschrank wurde bereits dem Deutschen Museum in München übergeben.

Öko-Test hat jetzt über 300 Gefriergeräte geprüft und das gesamte Treibhauspotential ausgerechnet. Diese entscheidende Zahl gibt an, wie stark ein Gerät im Laufe seiner Lebensdauer das Klima belastet, wenn Stromverbrauch und der Gehalt am Kühlmittel R 134a in Tonnen Kohlendioxid (CO2) umgerechnet werden. Dabei schlägt der Stromverbrauch weit stärker zu Buche, so ein Ergebnis, als das R 134a. Wie schon beim Kühlschrank-Vergleich im Oktober '93 zeigte sich zudem, daß die Firmen zwar Sparmodelle bauen können, aber daneben trotzdem wahre Elektrizitätsvernichter mit fast dreifachem Stromhunger im Programm haben.

Als Kühlmittel zirkuliert statt FCKW (Fluorchlorkohlenwasserstoff) nun fast immer R 134a, ein Fluorkohlenwasserstoff, dem das Chlor fehlt. Deshalb gilt er als unschädlich für die Ozonschicht. Seit kurzem diskutieren Wissenschaftler allerdings, ob er sie wirklich völlig in Ruhe läßt. R 134a könnte ein Prozent des Ozonzerstörungspotentials der FCKW erreichen, zitiert Geert Moortgat vom Mainzer Max-Planck-Institut eine neue belgische Studie.

Weiterer Nachteil: R 134a kostet etwa das Fünffache der FCKW. Das macht pro Gerät zwar nur ein paar Mark, auf die es hierzulande nicht ankommt. Entwicklungsländer könnten jedoch wegen dieser Kosten den Ausstieg scheuen, zumal R 134a nur gegen knappe Devisen bei einigen wenigen Chemiekonzernen zu haben ist. Greenpeace macht sich deshalb für Propan und Butan als Kältemittel stark. Sie lassen sich vergleichsweise einfach aus dem etwa in China reichlich vorhandenen Erdgas gewinnen. Propan und Butan tragen auch praktisch nicht zum Treibhauseffekt bei, R 134a dagegen schon.

Größere Gefahr droht dem Erdklima allerdings vom Stromverbrauch der Gefriergeräte. Strom wird meist aus Kohle oder Gas gewonnen, bei der Verbrennung entsteht das Treibhausgas CO2.

Vor dem Kauf sollte darum überlegt werden, ob Truhe oder Schrank überhaupt ausgelastet werden. Oft reicht das Drei-Sterne-Fach des Kühlschranks. Wer kann, sollte lieber häufiger frisch einkaufen. Das macht sich auch auf der Stromrechnung bemerkbar. Jochen Paulus

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