Kommentar
: Wenn Lemke nicht lügt...

■ ... ist der VS völlig unnütz (vgl. S.5/30)

Geheimdienst-Geschichte laufen meist nach einem schlichten Strickmuster: Wenn der Verdacht nicht mehr zu verleugen ist, dann räumen die Betroffenen völlige Belanglosigkeiten ein. Zwölf streng konspirative Treffen mit dem KGB und nur Namen und Adressen, die jedes DKP-Mitglied hätte liefern können und die für den KGB ohne jeden Belang sein mußten.

Ähnlich unglaublich sind die angegebenen Motive unseres Doppelagenten: Wenn es stimmt, daß Lemke sich auf die KGB-Kontakte eingelassen hat, weil er die Sowjetunion für eine Friedensmacht hielt, dann muß für ihn der „Verfassungsschutz“ die absolute Negativ-Adresse gewesen sein. Warum soll Lemke dieses Risiko eingegangen sein, Parteikarriere und Freundeskreis zu verlieren, wenn er sowieso die SU für die Friedensmacht hielt und die Nato für die Kriegstreiber? Wenn es umgekehrt so gewesen sein sollte, daß Lemke sich wirlich unserem Staat zuliebe auf den KGB eingelassen hat, dann wäre sein gesamtes politisches Engagement als Scherfist im SPD-Ortsverein Peterswerder unglaubwürdig.

Und wenn er nicht einmal über die Bremer KBW-Leute, über deren Kontakte er damals gut eingeweiht war, beim Hamburger VS geplaudert hat, dann heißt das: der Verfassungsschutz ist unnütz, gefährlich in der Erfindung von Agentenspielereien, eine einzige Geldverschwendung.Klaus Wolschner