■ Videofest: Polit-Geschichten
Etwas unwirsch, der anarchischen Grundhaltung ihrer DarstellerInnen entsprechend, bleiben die kurzen Szenen in „Langhans, Teufel und die Frauen“ von Christa Ritter unverbunden. Die Kamera wird ausgemacht, wenn zum ländlichen Crashkurs in Sachen Gruppenerfahrung eine der vier Langhans- Frauen keinen Bock mehr auf den Aufzeichnungs-Streß hat. Alle sind dem Sinn ihrer Liebe zum Altkommunarden auf der Spur, zeigen will es aber eigentlich auch nach 30 Minuten keine — und Rainer Langhans nebst Teufels Fritz grinsen leicht verlegen.
Anders geht Eckhardt Lottmann-Bender in „Der Traum vom rechtsfreien Raum“ bei der Befragung ehemaliger Berliner HausbesetzerInnen vor. Er portraitiert sechs Menschen, die damals in „die Bresche gehauen“ haben, aus einer Distanz, in der Erinnerung vielleicht erst möglich ist. Menosch, die früher bei den Ätz- Tussis Gitarre spielte, unterrichtet heute Ballett und macht sich wenig Illusionen über den „jugendlichen Leichtsinn“ von einst. Und Göster, ein ehemaliger Student, hat sich ganz aus den alten Beziehungen nach Bayern aufs Land zurückgezogen. Sehr genau schneidet Lottmann-Bender die Erfahrungsberichte mit O-Tönen aus SFB und Privatmaterial gegen, bis hin zu einem späten Kommentar Heinrich Lummers, der sich ein Theater-Stück zur Geschichtsbewältigung wünscht, aber „nicht gleich eine Tragödie, da kann man ja auch etwas Komisches drin erkennen“. hf
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