: Politik und „Blutegelmentalität“
■ Zoff in der GAL-Mitte: Jugoslawien-Komitee Yukom darf das Partei-Büro nicht weiter nutzen / Inhaltliche Differenzen
Wegen „diametral“ entgegengesetzter Positionen hat der Kreisvorstand der GAL-Mitte dem „Yugoslawien-Komitee“ (Yukom) die Nutzung des Parteibüros untersagt. Die seit gut einem Jahr existierende Gruppe solle binnen 14 Tagen die Schlüssel abgeben, die Daten aus dem Computer löschen und ihre Materialien entfernen, heißt es in einem Vorstands-Beschluß vom 20. Januar.
Die Kündigungsgründe seien eine „Kombination aus politischen Differenzen und Blutegelmentalität“, sagt der GAL-Mitte-Vorständler Klaus Kronberg. So habe das Komitee weit über Gebühr Faxgerät und Kopierer benutzt. Auch habe man plötzlich feststellen müssen, daß sich Yukom-Texte im Bürocomputer wiederfanden.
Entscheidender seien aber noch die inhaltlichen Streitigkeiten. So tritt das Yukom für eine Aufhebung des Wirtschaftsembargos und für die Wiedervereinigung Jugoslawiens ein. Eine Vorstellung, die, so Kronberg, dem politischen Endziel eines Großserbiens gleichkomme.
Der Kreisvorstand beruft sich auch auf eine Stellungnahme der GAL-Fachgruppe „Frieden“ zu einer Veranstaltung des Yukom, in der es heißt, die Positionen lägen so weit auseinander, daß eine Unterstützung auf Kosten der eigenen Glaubwürdigkeit gehe.
Die GAL habe sich jüngst im Wahlkampf damit gebrüstet, ein „besonders breites Meinungsspetrum zu haben“, kontert der GAL-Aktivist und Yukom-Initiator Wolf Orschakowski. Dabei seien bisher weder die AG Frieden noch ein Vorstandsvertreter der Einladung gefolgt, sich mit Positionen des Yukom auseinanderzusetzen. So sei man gegen ein Wirtschaftsembargo, weil es politisch sinnlos sei und die Bevölkerung darunter leide. Auch richte sich die konkrete Arbeit des Komitees gegen Abschiebung und die zwangsweise Verabreichung von Nationalpässen, mit denen in Deutland lebende Flüchtlinge gezwungen werden, sich für eine Ethnie zu entscheiden.
Die Idee von der Wiedervereinigung des Vielvölkerstaats Jugoslawien sei zwar „geschichtlich überholt“, gibt Ulli Cremer von der AG Frieden zu bedenken. Dennoch sei unbenommen, daß das Yukom, was die Unterstützung von Flüchtlingen angeht, eine „gute Arbeit macht“.
GAL-Außenseiter Orschakowski will sich davon auch in Zukunft nicht abhalten lassen. Ab Donnerstag tagt das Yukom im Volkshaus der Türkei. kaj
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