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Nordkoreas Atompoker

■ „Teilinspektionen“ zugestimmt

Wien/Berlin (AFP/taz) – Nordkorea hat sich am Dienstag bereit erklärt, seine sieben registrierten Atomanlagen von Experten der Internationalen Atomenergie-Organisation (IAEO) kontrollieren zu lassen. Allerdings teilte IAEO- Sprecher David Kyd in Wien mit, es sei keine Einigung über die Inspektion zweier strittiger, nicht registrierter Atomlager erreicht worden, in denen angereichertes Plutonium vermutet wird. Der Streit um die Kontrolle dieser beiden Anlagen in Yonbyon vor knapp einem Jahr hatte zu Spannungen zwischen der Atombehörde, den USA und Nordkorea geführt. Pjöngjang hatte dann im Juni seinen Austritt aus dem Atomsperrvertrag angekündigt.

Die Wiener Atombehörde will möglichst bald eine sechs- bis siebenköpfige Delegation nach Nordkorea entsenden. Die Atomexperten sollen sich zwei bis drei Wochen lang in Nordkorea aufhalten. Zwar müsse über die Kontrolle der beiden umstrittenen Atomlager in Yonbyon weiterverhandelt werden, doch sei für die IAEO entscheidend, zu überprüfen, ob in den sieben anderen Atomanlagen seit den Kontrollen vom 4. Februar 1993 kein spaltbares Material abgezweigt worden sei. Vor allem die Kontrolle der Brennelemente in diesen Anlagen sei für die IAEO von „wesentlicher Bedeutung“, sagte Kyd. Ferner sollten die Inspektoren die Batterien und Filme in den Überwachungskameras in den Atomanlagen auswechseln und Routinekontrollen unternehmen. Laut Kyd bedeutet die am Dienstag getroffene Einigung einen entscheidenden Fortschritt, nachdem Nordkorea Ende Januar die Verhandlungen mit der IAEO abgebrochen hatte und lediglich die Wartung der Überwachungskameras zulassen wollte.

Das plötzliche Einlenken Nordkoreas im Atomstreit erfolgte knapp eine Woche vor dem Treffen der IAEO-Gouverneure am 21. Februar. Diese hatten beabsichtigt, die Weigerung Nordkoreas auf diesem Treffen zu verurteilen und den UN-Sicherheitsrat dazu aufzurufen, Sanktionen gegen Pjöngjang zu verhängen. IAEO-Mitarbeiter führen die plötzliche Wendung der nordkoreanischen Politik darüber hinaus auf die Änderung der Haltung Pekings zurück, das nicht mehr dazu bereit gewesen sei, Pjöngjang bedingungslos zu unterstützen. Auf der anderen Seite hielten sich in jüngster Zeit auch die USA – die darum von Südkorea gebeten worden waren – etwas stärker in ihren Äußerungen zurück.

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