Griechenland: In Bosnien „Schlimmstes verhindern“

■ Sondersitzung der EU-Außenminister?

Sarajevo (AFP/taz) – Wenige Tage vor Ablauf des Nato-Ultimatums an die bosnischen Serben haben europäische Politiker und UN-Vertreter ihre diplomatischen Aktivitäten verstärkt. Die griechische Ratspräsidentschaft der EU berief für Donnerstag abend ein Treffen der EU- Troika mit dem russischen Außenminister Andrej Kosyrew ein, zu dem auch Bundesaußenminister Klaus Kinkel (FDP) erwartet wird. Die Troika umfaßt die vorangegangene, laufende und künftige EU-Präsidentschaft. Griechenlands Außenminister Papoulias kündigte an, er wolle noch vor Ablauf des Ultimatums eine Sondersitzung der EU-Außenminister einberufen. Zuvor hatte Papoulias Serbiens Präsidenten Milošević getroffen, um – nach seinen eigenen Worten – „das Schlimmste zu verhindern“. Es sei nicht nötig, Druck auf die bosnischen Serben auszuüben. Auch der russische Sonderbeauftragte Tschurkin traf am Mittwoch überraschend und bereits zum zweiten Mal zu Gesprächen mit Milošević in Belgrad ein.

Die zweitägige Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates zu Bosnien ging am Dienstag abend beschlußlos zu Ende. Rußland vertrat die Auffassung, Luftangriffe seien durch die UN-Resolutionen zu Bosnien nicht gedeckt, verzichtete aber darauf, auf eine neue Resolution zur Entmilitarisierung Sarajevos zu drängen. Mit seiner Ablehnung einer Nato-Intervention war Rußland weitgehend isoliert.

Erstmals seit Inkrafttreten des Waffenstillstands vor fünf Tagen wurde am Mittwoch in Sarajevo ein Mensch erschossen. Der 56jährige Mann wurde von einem Heckenschützen an der Vrbanja-Brücke durch einen Kopfschuß getötet. Schon in den vergangenen Tagen hat es immer wieder derartige Angriffe gegeben. Unterdessen forderte der Chef der UN-Schutztruppen für Bosnien 2.500 bis 3.000 weitere Friedenssoldaten für Sarajevo an, um die Entmilitarisierung und den Waffenstillstand von Sarajevo zu überwachen. Damit würde die Zahl der UN-Blauhelme in Sarajevo verdoppelt. Seite 8