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Death Metal oder so

■ „Mach die Musik leiser“ im Panorama

Keine Soziologie, keine Psychologie, keine Metaebene. Jugend, wie sie nun mal ist, wollte Thomas Arslan abbilden: die Gesten, mit denen Haare zurückgestrichen werden, das Rumhängen, die Autofahrt mit Kumpeln. Und immer wieder diese Dialoge. Girl trifft Boy in der Vorstadt-Disco. Sagt sie zu ihm: „Sag mal, sind wir nun eigentlich zusammen oder nicht.“

Das ist ein bißchen lustig, denn nichts deutete bislang auf so was hin. „Mach die Musik leiser“ registriert beträchtliche Entfernungen zwischen den Geschlechtern bei Jugendlichen aus Essen, Laiendarstellern allesamt, die unter Anleitung des Regisseurs ihre Konflikte ausspielen durften. Wobei „Konflikte“ schon zuviel gesagt ist. Wenig dringt an die Oberfläche von Sprache und Bild. Das Leben ist ein langer, ruhiger Dreck.

Selten mal revoltiert einer, zumindest verbal, gegen „Chefs, Bosse, Bullen“. Dann liegt so ein Hauch rote Grütze in der Luft, und man spürt, daß der Film vielleicht gerne ein Lehrlingsdrama geworden wäre, ein Proteststück, in dem schon mal kaputtgemacht wird, was auf die Dauer kaputtmacht. Aber die Leute, die das historisch durchgezogen haben, tauchen hier selbst als Vertreter der Elterngeneration auf. Marquard Bohm hat einen leicht irrlichternden Auftritt als dandyesker Vater: Rauchen kann er noch wie ein Junger, auch die weiße Hose spannt wie eh und je, bloß kommt da plötzlich so ein Sohn in der Wohnung vor, der überraschenderweise selber jung ist. Man begreift, welche Differenz hier eröffnet werden soll: Jugend, will Arslan bedeuten, wird um ihr Recht auf Coolness gebracht. Wo andere noch großartige Gesten zur Verfügung hatten, läuft hier alles auf „Death Metal oder so“ hinaus: ein bißchen Headbanging und Stagediving im Biohazard-Konzert. Und das ist ja als Beschreibung nicht mal falsch, wäre da nicht dieses leicht penetrante Draufhalten auf die Misere, das seine eigenen Stilisierungen nicht durchschaut. Alles ist sehr entfremdet, wenn einer der 16jährigen in die Leere hinaussagt: „Am liebsten würd' ich abhauen, weit weg von hier.“ Ganz haarscharf nur segelt Arslan in solchen Momenten an Sozialdramen wie „Christiane F.“ vorbei. Und das macht den Film auf eine Weise quälend, die weniger von der gezeigten Tristesse herrührt, als von dem Verdacht, hier habe einer mal wieder „das Leben selbst“ filmen wollen. Gerecht nur, daß so was in der Regel mit „Kunst“ nicht unterhalb der Verkitschung bestraft wird. „Mach die Musik leiser“ ist da am schlechtesten, wo die Ästhetik des kleinen Fernsehspiels zuschlägt: 1:1-Filmerei jugendlich-vorstädtischer Anomie, für deren Darstellung verödete Parkplätze und triste U-Bahnhöfe doch immer wieder gut sind. tg

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