: Kommentierung eines Dokumentarfilms
■ Betr.: „Aus lustiger Distanz“, taz vom 8.2.94
Daß sowohl taz-Leser als auch taz-Autoren sehr oft Schwierigkeiten mit dem Humor anderer Leute haben, ist ja bekannt. Ein wunderschönes Beispiel dafür lieferte Detlef Kuhlbrodt mit seinem Artikel über die Kommentierung des Filmes „Beruf Neonazi“, ausgeführt durch Wiglaf Droste und Christoph Schlingensief. Beim Lesen des Artikels wurde mir jedoch klar, daß anscheinend das weitaus größere Problem darin liegt, daß die Berliner an sich den Ruhrgebietshumor nicht verstehen. Man denke an den unheimlich sinnvollen Buttersäureanschlag auf „Terror 2000“ von autonomen Filmfreunden aus Berlin. Solche Methoden erinnern mich unweigerlich an Bücherverbrennungen und andere Einschränkungen der künstlerischen Freiheit aus der Nazizeit. Da fragt man sich doch, ob es sich bei den sogenannten „Autonomen Filmfreunden“ nicht um Faschos handelt, die sich dagegen wehren wollten, daß in „Terror 2000“ die Nazis gnadenlos verarscht werden.
[...] Bei dem Film „Beruf Neonazi“ handelt es sich bekanntlich um einen Dokumentarfilm, das heißt, dieser Film zeigt (dokumentiert) die Realität so, wie sie ist, ohne künstlerische Verfremdung. Wer sich einen Dokumentarfilm ansieht und die Realität nicht versteht, dem ist nicht mehr zu helfen, da können auch der Herr Droste und der Herr Schlingensief keine Kohlen mehr aus dem Feuer holen. Soviel zum Thema Kommentierung eines Dokumentarfilms. [...] Mo Feldmann-Zöls, Duisburg
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen