: Heilsame Unruhe ausgelöst
■ betr.: „Naumann-Tagung in libera ler Atmosphäre“ (Die Kurdistan- Politik der Bundesregierung gleicht einem Eiertanz), taz vom 11.2.94
„Die kontradiktorische Klärung schwebender Fragen“ hatte sich Theodor Heuss einst von der Bildungsarbeit der Friedrich-Naumann-Stiftung erhofft. Daher wählte ich als „liberales Forum“ die Theodor-Heuss-Akademie – traditionell ein „Ort der Zeitansage“, eine „Übungsstätte für Demokratie“ – für diese schwierige Tagung, zu der ich weder einen Auftrag der Friedrich-Naumann- Stiftung hatte, noch als freier Wissenschaftler die Zustimmung des Auswärtigen Amtes brauchte; dort, wo ich Anfang der achtziger Jahre – zur Hoch-Zeit der öffentlichen sicherheitspolitischen Debatte – Mitarbeiter im Planungsstab, nicht H. D. Genschers Redenschreiber war, wurde mein Vorhaben allerdings skeptisch aufgenommen.
Die Konzeption meines Seminars war akademisch, die Didaktik liberal: in der Auseinandersetzung zwischen unterschiedlichen, zum Teil extremen geistigen und politischen Positionen sollten nicht „Leitungslösungen“ oder „Patentrezepte“ angeboten, sondern Möglichkeiten der Konfliktregelung gesucht werden. Das Seminar sollte einen Beitrag leisten zu einer differenzierten Urteilsbildung in einer Zeit, wo viele Menschen ihr Gewissen dauernd dispensieren – vor allem aber zu der Erkenntnis, daß weder Gewalt bzw. Gegengewalt noch deren Förderung durch Lieferung von Waffen vernünftige Mittel der Politik sein dürfen. – Auf der Suche nach Wegen zum Frieden wollte ich „die Zwischentöne der Wahrheit“ vernehmlich machen. Dies ist mit dem Seminar gelungen, das – nicht nur beim Gesprächspartner des Auswärtigen Amtes – heilsame Unruhe ausgelöst hat. Manfred Schleker, Eutin
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