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KGB managte Walfang

■ Rußland räumt zu hohe Fangquote ein

Norfolk Island (AFP/AP) – Gestern versuchte der Leiter der russischen Delegation bei der internationalen Walfangkonferenz in Australien sein Land in ein gutes Licht zu rücken. Rußland unterstütze den Vorschlag Frankreichs, ein Schutzgebiet für Wale südlich des 40. Breitengrades einzurichten, sagte Konstantin Schewljagin. Doch dann fügte er gleich hinzu: Er sei nicht sicher, ob Rußland auch tatsächlich bei der Abstimmung auf der Jahresversammlung der Internationalen Walfang- Kommission (IWC) im Mai in Mexiko für den Vorschlag stimmen werde. „Ich bin nicht der einzige, der entscheidet“, sagte Schewljagin.

Zum Tagungsbeginn hatte die russische Delegation am Sonntag eingeräumt, daß sowjetische Hochseefischer in den vergangenen Jahrzehnten weitaus mehr Wale getötet hätten als offiziell zugegeben. „Ihre Fänge lagen insgesamt vermutlich zwei- bis zweieinhalbmal über dem Erlaubten“, so Schewljagin. Rußland habe damit begonnen, das Ausmaß des illegalen Walfangs der ehemaligen Sowjetunion in den 60er, 70er und 80er Jahren zu untersuchen. Walfänger hätten angegeben, ihre Arbeit habe seinerzeit nach militärischer Manier in strikter Geheimhaltung ausgeführt werden müssen, sagte Schewljagin. Sämtliche Datensammlungen und auch Funksprüche seien über den Geheimdienst KGB abgewickelt worden. Schewljagin vertrat die Auffassung, daß angesichts solcher erschreckender Angaben die Schätzungen über den weltweiten Walbestand revidiert werden müßten.

Vertreter von 26 Mitgliedsländern der IWC beraten in dieser Woche in Australien über das von Frankreich vorgeschlagene Wal- Schutzgebiet. Es soll für 50 Jahre eingerichtet werden. Japan und Norwegen widersetzen sich. Der Vorschlag braucht auf der IWC- Jahresversammlung eine Dreiviertelmehrheit unter den insgesamt 39 Mitgliedsländern.

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