: Hilfe für Drogenabhängige in Berlin
■ Bundesweit einmaliges Methadonprogramm vorgestellt / Psychosoziale Betreuung der Abhängigen wird erweitert
Berlin (AFP) – Berlin will mit einem bundesweit bislang einmaligen Projekt die umstrittene Ersatzdroge Methadon an Heroinabhängige abgeben, um deren gesundheitliche und soziale Situation zu verbessern. In dem neuen Programm solle die psychosoziale Betreuung für die Benutzer von Methadon ausgeweitet werden, sagte Sozialsenatorin Ingrid Stahmer (SPD) gestern in Berlin. Die Kosten für die Beratung durch qualifizierte Fachkräfte werde künftig der Senat als Sozialhilfeträger übernehmen. Bislang scheitere die psychosoziale Betreuung der Abhängigen parallel zur medizinischen Methadonbehandlung häufig an der Finanzierung. Das Programm werde den Senat in den nächsten beiden Jahren rund zehn Millionen Mark kosten.
Jugendsenator Thomas Krüger (SPD) zog eine positive Bilanz der bisherigen Abgabe von Methadon an Drogenabhängige. Bei 41 Prozent der rund 1.000 in Berlin Behandelten habe sich die Gesundheit deutlich verbessert, 22 Prozent hätten sich „sozial stabilisiert“. In Berlin werden die Patienten für eine Methadonbehandlung nach Krügers Angaben anders als in den meisten anderen Bundesländern nicht nach festgelegten Kriterien, sondern durch Einzelfallprüfungen ausgewählt. Die Ersatzdroge wird häufig an Drogenabhängige abgegeben, die bereits gescheiterte Therapieversuche hinter sich haben. Etwa die Hälfte der Methadonempfänger sind HIV-positiv oder an Aids erkrankt. In Berlin leben derzeit knapp 8.000 Heroinabhängige.
Die Krankenkassen und Rententräger, die die Kosten eigentlich zu tragen hätten, weigerten sich, die Behandlung anzuerkennen und zu finanzieren, sagte Frau Stahmer. Sie bezahlen nur die eigentliche Substitution, also die Verabreichung der Ersatzdroge Methadon durch den Arzt. Ohne begleitende Betreuung durch einen Drogen- oder Sozialarbeiter sei die Methadonsubstitution aber zum Scheitern verurteilt, ergänzte Jugendsenator Krüger.
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