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■ Carla, das WunderkindAktive rufen an!

Aktive Bewerberinnen rufen sofort an. Das rät der freundliche Herr aus dem Arbeitsamt. Sich selbst kann er nicht gemeint haben, er ist nie da, wenn Carla anruft. Aber das Prinzip ist klar: Aktive BewerberInnen kümmern sich selbst. Sie wälzen täglich die Zeitungen, schreiben Briefe und – rufen an.

„Hallo, hier ist Carla, ich habe Eure Anzeige...“. So weit kam sie, als sie sich jüngst nicht schrecken ließ. Eine Anzeige forderte: „Außerordentliche“ Fähigkeiten. Zahlreiche Zusatzqualifikationen wünschten die Inserenten, in „Öffentlichkeitsarbeit und Projektmanagement“. Immerhin, Carla kannte den Verein. Weit kam Carla nicht: „Du, wir haben schon stapelweise Bewerbungen“, kam es aus dem Hörer, „aber sag doch mal kurz.“ Und Carla erzählte von ihren zwei Studienabschlüssen, von Praktika, Auslandsaufenthalten, Fremdsprachen etc.

„Aber du hast doch keine Berufserfahrung...“, unterbrach sie ihr Gegenüber. Das wußte Carla. Schließlich braucht man ja Arbeit, um solche zu erwerben. „Hast du denn eine Fortbildung in Management und eine Zusatzqualifikation in TZI?“ ging es weiter („Themenzentrierte Interaktion“). Und welche Veröffentlichungen sie denn zum Thema aufweisen könne? Ob sie noch keine Ausstellungen, Kongresse, Veranstaltungsreihen organisiert hätte? Carla versucht einzuwenden, daß es eher um politische Arbeit ginge, nicht um Forschung. Das stimme wohl. Aber es werde ja auch nicht zwingend eine Promotion verlangt.

Die andere Seite will auch ermutigen. Schließlich kennt man sich. Es gebe noch andere Bewerber, meint sie, „die haben noch schlechtere Chancen als du“. Und sieh doch mal, strömt es pädagogisch sanft aus der Hörmuschel, „in ein paar Jahren wird vielleicht wieder eine Stelle frei“. Wenn sie die Zeit nutze, hier eine Fortbildung, da eine Publikation, wer weiß. Vielleicht wird ja noch ein Wunderkind aus Carla. BiBö

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