: Selbst Streudienst blieb stecken
■ 15 Zentimeter Schnee in zwei Stunden - und nichts ging mehr in Hamburg
Er kam überraschend, aber heftig, der erneute Winter- und Schnee-Einbruch. Gestern ab 6.30 Uhr verwandelte die weiße Pracht innerhalb kurzer Zeit die Straßen und Fußwege in Eispisten. Nach wenigen Minuten lief - beziehungsweise fuhr - nichts mehr. Das Schneechaos dauerte bis in die frühen Abendstunden an.
Viele HamburgerInnen wurden auf dem Weg zur Arbeit von den Schneemassen überrascht. Waren sie noch auf trockner Straße losgefahren, erlebten sie nach einigen Kilometern ihr weißes Wunder – Stau und Schlidderei. Andere waren frühlingshaft unbesorgt in die U-Bahn gestiegen. Als sie dann in der City die Bahn verließen, war das Dilemma perfekt: Für viele endete der Weg zur Arbeit wegen des zu leichten Schuhwerks auf der Nase. 28mal wurde die Feuerwehr zu Fuß- und Beinbrüchen gerufen, die Verstauchungsdunkelziffer ist wesentlich höher.
Ebenfalls völlig überrascht vom Schnee war die Stadtreinigung. Aufgrund einer leichten Frostwarnung des Seewetteramts stand der Streudienst zwar parat. Er rückte auch gegen 5.30 Uhr aus, weil in Norderstedt leichte Glättebildung gemeldet worden war. Doch die Stadtreinigung streute nur 10 Gramm Salz pro Quadratmeter, was die nachfolgenden Schneemassen - bis zu 15 Zentimeter innerhalb von zwei Stunden - wenig beeindruckte. Und als es dann richtig weiß wurde, blieben selbst die 170 Streufahrzeuge stecken - entweder im Stau oder weil es zu glatt war.
Resultat: Spiegelglatte Straßen ohne Ende. Die Köhlbrandbrücke mußte gesperrt werden, auf den Autobahnen vor Hamburg stand der Verkehr teilweise 30 Kilometer lang. 90 Prozent der HVV-Busse blieben liegen, Lkws stellten sich quer, an vielen Orten rumsten die Blechkarossen nach Rutschpartien gleich reihenweise zusammen.
Lediglich die Kinder - vor allem in Schleswig Holstein - freuten sich. Denn in vielen Orten fiel die Schule aus und war Tummeln im Schnee angesagt. Ein kurzes Vergnügen, denn morgen - so die Meteorologen - soll es wie versprochen wärmer werden.
Kai von Appen
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen