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Grüner Bildungskongreß

■ Die Grünen auf der Suche nach „neuen Werten für böse Kinder“

Berlin (taz) – Die Hochschulen sind verlassen von allen guten Bildungsideen, die Schulen erfüllt vom Schrecken gewaltbereiter Kinder. Das duale System der Berufsbildung hat seinen Namen an die Müllabfuhr abgetreten – verkürzte Beschreibungen einer Bildungskrise, deren Zusammenhang die Bündnisgrünen als erste Partei zum Thema machen wollen. Ab morgen hätscheln die Grünen bei einem Bildungskongreß in der Berliner Technischen Universität der Deutschen haßgeliebtes Kind: Nirgendwo hat „Bildung“ so viel mit Status und bürgerlicher Ersatzbefriedigung zu tun; fast überall aber – in den OECD-Staaten – wird mehr Geld für die Vermittlung von Kultur und Qualifikation ausgegeben. Daran stoßen sich Bündnis 90/Die Grünen: Sie wollen die Reformdebatte mehr auf qualitative Aspekte verlagern und gleichzeitig (Regierungs-)Kompetenz beweisen.

Das wird Streit geben. Und zwar gleich ab morgen mit den Vertretern des Wertekonservatismus, die sich die Kongreßveranstalter ins Haus geholt haben. Zwei Foren zum Thema Schule bergen Zündstoff. „Neue Werte für böse Kinder?“ und „Schule als Polis“, in denen originär grüne Diskutanten wie Antje Vollmer, Wolfgang Ullmann oder Beate Scheffler Konservativen gegenübersitzen werden: Dieter Kirchhöfer etwa, einem der Chefpädagogen Margot Honeckers. Die beiden anderen krisenhaften Sektoren, die berufliche und die akademische Bildung, werden unter dem Leitmotiv der „ökologischen Option“ debattiert. Auf seiten der Berufsausbildung ist das strittig: Sind die Unternehmen „unerwartete Bündnispartner für den grünen Umbau der Industriegesellschaft“? Oder qualifizieren sie ihre Azubis besser und kooperativer, um sie noch perfekter auszubeuten?

In bezug auf die Hochschulen meint die ökologische Variante: daß die Unis die von ihnen betriebene Wissenschaft als Risikopotential begreifen. Eine Reform müsse sich daran ausrichten, wie der „Prozeß der menschlichen Selbstvernichtung“ zu stoppen ist. Die These haben Autoren wie Oldenburgs Uni-Präsident Michael Daxner oder Egon Becker aus dem Frankfurter Institut für sozialökologische Forschung in ihren Büchern aufgestellt. In der TU muß die These verteidigt werden gegen die etablierte Wissenschaft, die repräsentiert wird durch den Präsidenten der Deutschen Forschungsgemeinschaft, Wolfgang Frühwald, oder den gerade abgetretenen Vorsitzenden des Wissenschaftsrats, Gerhard Neuweiler. Das sind zwar „Querdenker“. Aber sie werden auch die Standesinteressen der Wissenschaft in die Diskussion bringen. cif

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