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Die Basis will kämpfen, Gesamtmetall will reden

■ Bei Urabstimmung votierten 92 Prozent der Metaller Niedersachsens für Streik

Hannover (dpa) – Nach solch einer Wahlbeteiligung und solch einem Ergebnis würden sich Politiker gleich welcher Couleur zur Zeit die Finger lecken. 41.310 Metaller waren in Niedersachsen stimmberechtigt, nur tausend von ihnen versäumten den Gang zur Urne. So hoch wie die Wahlbeteiligung war auch das Votum für Kampfmaßnahmen. 92,2 Prozent von ihnen stimmten für Streik. 75 Prozent hätten gereicht. Trotz der großen Zustimmung zum Arbeitskampf stand Donnerstag nachmittag nicht fest, ob der Streik wie geplant am Montag beginnt.

Der Präsident des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall, Hans-Joachim Gottschol, schlug kurz vor Bekanntgabe des Urabstimmungsergebnisses dem IG-Metall-Vorsitzenden Klaus Zwickel vor, noch vor Streikbeginn in Niedersachsen in einem weiteren Spitzengespräch nach einer friedlichen Lösung des Tarifkonflikts zu suchen. Darüber will der Gewerkschaftsvorstand heute entscheiden. Nach dem Votum der Gewerkschaftsmitglieder kann der Streik wie geplant am kommenden Montag in Niedersachsen beginnen. In einer zweiten Stufe soll er gegebenenfalls auf den Bezirk Küste ausgedehnt werden. Bei der Urabstimmung für den Metaller-Streik vor zehn Jahren hatten in Hessen 80,8 Prozent und in Nordwürttemberg/Nordbaden 80,1 Prozent der Gewerkschaftsmitglieder für einen Arbeitskampf gestimmt. IG-Metall- Bezirksleiter Jürgen Peters bezeichnete das Ergebnis als „sehr hohes Votum“. Er wies nochmals auf die Möglichkeit hin, in einem neuen Tarifvertrag zur Arbeitsplatzsicherung die Arbeitszeit abzusenken. Die Gewerkschaft würde sich dies auf ihre Forderungen anrechnen lassen. Der IG-Metall-Vorsitzende Klaus Zwickel bezeichnete das Ergebnis als „großartigen Beweis für den Kampfwillen der Arbeitnehmer“.

Der Tarifkonflikt in der Metallindustrie betrifft rund 3,6 Millionen Beschäftigte. Das Streikziel ist die Erhöhung der Löhne und Gehälter sowie das Wiederinkraftsetzen der von den Arbeitgebern gekündigten Urlaubstarifverträge. In Niedersachsen tritt die Gewerkschaft mit einer Forderung von 5,8 Prozent an. Die Arbeitgeber wollen eine Nullrunde und mindestens Abstriche beim Urlaubsgeld.

Sollte es innerhalb von zwei Wochen nach Streikbeginn nicht zu einem Tarifabschluß kommen, will die IG Metall den Streik auf die Tarifgebiete Hamburg, Schleswig-Holstein, Bremen und nordwestliches Niedersachsen ausdehnen. Seiten 3 und 10

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