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Unterm Strich

Claus Peymann stehen am Wiener Burgtheater noch zwei heikle Direktionsjahre bevor. Am Samstag titelte die auflagenstärkste „Kronenzeitung“ im Namen aller Österreicher „Aus für Burg-Chef Peymann jetzt fix“, worauf der Kunstminister Rudolf Scholten mäßigend eingreifen mußte: Es sei „mit Sicherheit noch keine Entscheidung gefallen“, warnte Scholten entgegen allen self-fulfilling Medien-Prophezeiungen zum baldigen Abgang Peymanns. Und Verträge sind Verträge, jedenfalls bis 1996. Danach solle sich Peymann, so Scholtens, darauf einstellen, „im Gespräch zu bleiben“. Denn trotz der allseits geschätzten Mimenkunst im Zeichen der Burg bei gleichzeitiger Peymann-Schmäh (und diverser abgewanderter Burg- Schauspieler) wollen sich gar keine Nachfolger für den ungeliebten Intendanten finden. Thomas Langhoff mag sich nicht vom Deutschen Theater in Berlin nach Österreich holen lassen, Jürgen Flimm bleibt am Hamburger Thalia und auch Peter Stein kann sich nicht von den Salzburger Festspielen loseisen.

In Weimar zeichnet sich eine Art Bauhaus-Revival ab, seitdem die Hochschule für Architektur und Bauwesen (HAB) vom Staats- zum ganzheitlichen Denken gewendet worden ist. Trotzdem ist der Rektor des Hauses skeptisch: Im Gegensatz zu den Bauhäuslern von einst, die aus der Technik-Euphorie der 20er Jahre heraus die Kunst der Technologie und der Serie unterordneten, gehe es heute um die Flexibilisierung der Bautechniken, die auf örtliche Besonderheiten eingehen könnten. Das klingt nun so gar nicht nach dem noch von Walter Gropius gefeierten „Sieg der Konstruktivisten“, sondern mehr nach sozialer Architektur, fast wie frisch aus dem Knie von Joseph Beuys herausgedacht. Dabei waren unsereins doch schließlich schon immer für Reihenhaus-Pop.

Die Dicksten sind oft sehr lustig, und wenn sie sterben, sieht die Welt ein klein wenig trauriger aus: John Candy, stark beleibter US-Filmkomiker, ist im Alter von 43 Jahren während Dreharbeiten in Mexiko an einem Herzanfall gestorben. Candy galt neben Steve Martin, Rick Moranis und Dan Aykroyd als herausragender Stand-up-Comedian. Ansonsten hatte er vor allem in der Rolle des netten Onkels vor der Kamera gestanden, etwa in „Kevin — allein zu Haus“.

Der Luchterhand-Verlag ist dieses Wochenende vor der Pleite gerettet worden. Wie es heißt, hat der Münchener Wirtschaftsanwalt Dietrich von Boetticher am Freitag 51 Prozent der Anteile der Luchterhand Literaturverlags GmbH erworben. Christa Wolf, deren erzählerisches Werk zu ihrem 65. Geburtstag am 18. März — in bibliophiler Ausstattung — herauskommen soll, hatte schon vorzeitig zu Kiepenheuer & Witsch gewechselt. Selbst die Akademie für Sprache und Dichtung in Darmstadt will ihr Jahrbuch nicht mehr bei Luchterhand herausbringen, sondern den Göttinger Wallstein-Verlag damit betrauen.

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