: Abgeschminkt hohl
■ „Nacht der Frauen“ im Zweiten
Es gibt kaum noch etwas zu tun – was packen wir an in der vielen Freizeit? Während die Kommerzsender seit langem und rund um die Uhr Spektakel bieten, hat nun auch das ZDF eine neue Zielgruppe entdeckt: die bald vier Millionen Arbeitslosen. Die brauchen einen Zeitvertreib, sonst könnten die noch auf Ideen kommen, Parteien oder Sender gründen.
Beim ZDF ist die gesetzte, gepflegte Unterhaltung ist wieder da. Nein, nicht „Musik ist Trumpf“, aber Fernsehspiele mit bunten Bildern, teuren Ausstattungen, ein wenig Amore zwischen kurvenreichen Damen und eiskalten Herren und: möglichst keiner Handlung.
In „Nacht der Frauen“ von Grimme-Preisträger Michael Lentz wird die meiste Zeit herumgestanden, gegessen, getrunken und getanzt. Da kann es schon mal vorkommen, daß drei ganze Musikstücke hintereinander laufen, ohne daß etwas Nennenswertes gesprochen oder getan wird. Die wenigen Gespräche handeln von allem und nichts und beleuchten eine Sache von wirklich allen Seiten. Zum Beispiel nehmen sich die vier jungen Frauen aus dem Ruhrgebiet vor, sich nach sieben Jahren wiederzutreffen, und dann soll jede ihre Geschichte erzählen. Gesagt, getan? Von wegen. Bis frau sich einig ist, vergehen zirka zehn Minuten. Zu sehen sind überwiegend Rückblenden, in denen die vier Damen von ihren verflossenen und geheirateten Liebhabern berichten. Seltsam auch: Autor Lentz wollte eine Frauengeschichte schreiben, das feminine Pendant zum „Großen Bellheim“, aber die Frauen haben hier noch weniger zu sagen als die Männer. Besonders in Lentz' Variante der „Cyrano“-Geschichte agieren und reden nur der scheue Verehrer und sein Ghostwriter, und die Angebetete ist hübsch und schweigt. Das ist sie, die Serie zum Film „Abgeschminkt“, allerdings noch hohler als das Original. Oliver Rahayel
Heute, 19.25 Uhr; 9. März, 19.25 Uhr; 13. März, 20.15 Uhr, ZDF
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen