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Frauenstreik: Was so alles lief

Viele Frauen waren schon früh unterwegs: Während die einen in U- und S-Bahnen verdutzten Männern die Frage stellten, ob sie schon Hausarbeiten erledigt hätten, trällerten die anderen den Patriarchen feministische Lieder um die Ohren. Die DAG-Frauen legten morgens den Griffel aus der Hand und stellten die Personalcomputer ab. Wenig später versammelten sie sich auf dem Karl Muck-Platz, um ihn in Annie Kienast-Platz – Mitbegründerin der DAG – umzubenennen. Nur wenige Schritte weiter demonstrierten ÖTV-Justiz–Frauen für ihre Rechte, indem sie Justitia auf dem Sievekingsplatz ein weißes Tuch überstülpten. Grund: Obwohl die Göttin der Gerechtigkeit eine Frau sei, herrsche in diesem Land eine reine Männerjustiz, die nicht nur die Reform des Abtreibungsparagraphen 218 gekippt habe, sondern in der Regel Frauen auch härter bestrafe.

Nur wenige Minuten prangte ein Transparent von Feministinnen an der Justizbehörde, die damit gegen Kürzungen bei der Frauen- und Mädchenarbeit protestieren wollten. Ein Behörden-Mann riß das 16 Meter-Werk kurzerhand ab.

Mit Trillerpfeifen bestückt zogen etwa 150 DGB-Frauen durch die Stadt, die dem Aufruf ihrer Gewerkschaften gefolgt waren. Der Karl Legien-Platz wurde in Helma Steinbach-Platz – Mitbegründerin der Produktionsgenossenschaft und im vorigen Jahrhundert Führerin der Nähmaschinenarbeiterinnen – umgetauft. An verschiedenen Orten ergänzten die Gewerkschafterinnen den Frauenstreik durch einen Sitzstreik. Trotz Aufruf der IG Medien kam es in Verlagen und Druckbetrieben zu keinen feministischen Streiks. Gestreikt wurde allenorts nur in den Betrieben, die ohnehin ein offenes Ohr für die Belange der Frauen haben.

Radikale Feministinnen suchten derweil zwei Stielke-Filialen auf und zerissen Pornohefte. Die Frauen: „Pornographie ist Bestandteil des alltäglichen Sexismus, dem alle Frauen ausgesetzt sind. Wir bekämpfen die Darstellung von Frauen als Sex- und Gewaltobjekte.“

Kai von Appen

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