■ Standbild: Mit Bande gespielt
„Power-Play“, montags bis freitags, 19.35 Uhr, DSF
Es sieht aus wie eine Mischung aus Kindergeburtstag und Circus Maximus: Sechs Kombattanten in Trainingsanzügen müssen sich durch eine Auswahl von Spielchen und Sport-Fragerunden mühen, die das Durchschnittsniveau auch von Kommerz-TV-Gameshows noch mühelos unterläuft. Als maître de plaisir schmiert ein Knabe namens Stefan Lehmann, dessen Grinsen offenbar mit den Mitteln der plastischen Chirurgie anoperiert wurde, durch die Szenerie und stellt im Laufe einer Sendung etwa fünfmal fest, daß dabeisein doch alles ist. Auf den mit Bandenwerbung geschmückten Rängen toben die mitgebrachten Spezis vom Sportverein – TV-Business as usual also.
Es gibt eigentlich nur einen Unterschied zwischen „PowerPlay“ und all den anderen Halli- Galli-Gameshows: Hier ist die Verbindung zwischen Redaktion und Werbung noch enger als anderswo. „Pate der rasanten Showidee ist nämlich das ,Spiel der Spiele‘ von MB“, erfährt man aus einer Pressemappe, die der am Rande der Wahrnehmbarkeit krepelnde Spartensender Deutsches Sportfernsehen (DSF) derzeit an Medienjournalisten verschickt – und zwar auf Briefpapier des Fürther Spielwarenherstellers Milton Bradley (MB).
Dezent, aber deutlich werden auch die ZuschauerInnen von Zeit zu Zeit darauf hingewiesen, daß sie das „Spiel der Spiele“ nicht nur sehen, sondern auch käuflich erwerben können. Und auch für andere Spiele von MB wird Schleichwerbung betrieben, zum Beispiel wenn Stefan Lehmann mal wieder eine kleine „Querdenker“-Runde einlegt. Denn auch „Querdenker“ ist, wer hätte das gedacht, ein Spiel aus dem Hause MB. Tilman Baumgärtel
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