■ Lesetip
: Ein Teufelskreis

Sie ist kaum noch zu übersehen und wird dennoch immer wieder erfolgreich verdrängt: die Klimakatastrophe. Wirtschaftliches Wachstum, steigender Energieverbrauch und die Zunahme des Verkehrs, aber auch die industrialisierte Landwirtschaft haben das Klima dramatisch beeinflußt. Die Landwirte befinden sich in einem Teufelskreis, sie sind Täter und Opfer zugleich. Die Landwirtschaft ist von klimatischen Veränderungen direkt betroffen, auf der anderen Seite aber auch ihr maßgeblicher Verursacher.

Bernhard Burdick zeigt in seinem Buch Klimaänderung und Landbau die Zusammenhänge auf. Intensive Bewirtschaftung, riesige Monokulturen, Massentierhaltungen und künstliche Düngung haben drastische Konsequenzen. Bodenverdichtungen und Erosion sind die Folge der Weidetierhaltung. Die Brandrodung von Tropenwäldern für neue Anbauflächen und der Verbrauch fossiler Energieträger bei der Herstellung von Düngemitteln und Pestiziden erhöhen den Kohlendioxidanteil der Atmosphäre. Die Liste von Ursache und Wirkung ist lang. Wo eben noch fruchtbares Land die Ernährung der Menschen garantierte, drohen Dürreperioden. Ertragsverluste sind in fast allen Bereichen zu erwarten.

Burdick, seit 1992 Mitarbeiter der Enquetekommission „Vorsorge zum Schutz der Erdatmosphäre“ des Deutschen Bundestages, beschränkt sich in seinem Buch jedoch nicht auf die Beschreibung der Phänomene. Er erläutert auch die Mechanismen und Wirkungsketten – Rückkopplungen, die zu oft übersehen werden. Burdick setzt sich kritisch mit bestehenden Ansätzen auseinander. So referiert er nicht nur die Prognosen der Klimaforscher, er zeigt auch die Grenzen der Modelle auf.

Das wichtigste Ziel erscheint ihm die Förderung einer nachhaltigen ökologischen Landwirtschaft. Mit einem nationalen Alleingang aber ist es angesichts der globalen Probleme nicht getan. Notwendig sind internationale politische und ökonomische Einigungen ebenso wie eine finanzielle und technische Zusammenarbeit. Wichtigste Voraussetzung aber ist die Änderung der weltwirtschaftlichen Rahmenbedingungen, wenn auch die Entwicklungsländer eine Chance haben sollen – bislang eine schöne Utopie. Andreas Sentker

Bernhard Burdick: „Klimaänderung und Landbau. Die Agrarwirtschaft als Täter und Opfer.“ Verlag C. F. Müller, Heidelberg 1994, 448 Seiten, 29,80 Mark