Landunter bei der Olau-Linie

■ Fährschiffe außer Dienst gestellt / 700 Arbeitsplätze futsch / Unternehmer: Gewerkschaft schuld / Gewerkschaft: Unternehmer schuld / Von U. Exner

Für den Vertreter der Arbeitnehmer liegen die Fakten auf der Hand: Die Gesellschafter der Hamburger Fährreederei „Olau“ wollten lieber die schnelle Mark machen als mühsam 700 Arbeitsplätze erhalten.

Für den Vertreter der Olau-Gesellschafter liegen die Fakten ebenfalls auf der Hand: Die Arbeitnehmervertreter haben verhindert, daß wenigstens ein Teil der Arbeitsplätze erhalten wird.

Für den Vertreter der schreibenden Zunft gibt's ein Presse-Info von der Olau-Geschäftsführung: "... haben sich die Gesellschafter entschließen müssen, die Olau-Schiffe Dritten zum Verkauf und/oder zur Vercharterung zu überlassen. ... ist nun bemüht, faire Abfindungsregelungen für die betroffenen Mitarbeiter ....“

Und die Fakten? Fest steht, daß die beiden unter deutscher Flagge schippernden Kanal-Fähren der Olau-Linie, Britannia und Hollandia, auf ihrer Strecke zwischen dem holländischen Vlissingen und dem englischen Hafen Sheerness „Verluste eingefahren haben“, wie es eine der 700 Olau-Mitarbeiterinnen vorsichtig formuliert. Nach Inbetriebnahme des Tunnels durch den Ärmelkanal, so die Befürchtung der Unternehmer, würden sich diese Verluste noch erhöhen.

Fest steht auch, daß die Gesellschafter der Olau-Linie, darunter der Versicherungskonzern Iduna, aus diesem Grund die Kosten senken wollten. Und zwar durch zwei Maßnahemn. 1. Sollten die beiden 1600-Passagier-Luxusfähren gegen zwei kleinere des Schwesterunternehmens TT-Line getauscht werden. TT verkehrt zwischen Travemünde und Trelleborg, wo es mehr Passagiere und keinen Tunnel gibt. 2. Sollten die Olau Schiffe ausgeflaggt werden, damit die Seeleute nicht mehr nach dem deutschen Heuer- und Manteltarifvertrag bezahlt werden müßten.

Von den derzeit 700 Arbeitsplätzen wären dann, so Olau-Chef Arndt-Heinrich von Oertzen noch 270 zu den alten Konditionen erhalten geblieben. 40 Offiziere und die 230 Mitarbeiter an Land. Die Matrosen-Arbeitsplätze wären mit ausländischen Seeleuten zu geringerer Heuer besetzt worden.

Das „Nein“ zu diesen Plänen von Seebetriebsräten und der zuständigen Gewerkschaft ÖTV kam postwendend. Die Arbeitnehmervertreter legten ein eigenes Konzept vor, nach dem - so sieht es jedenfalls Seebetriebsrat Thomas Grothkopp - 12,5 Millionen Mark Betriebskosten eingespart werden könnten. Und das seien gerade mal eine Million Mark weniger als bei den Ausflaggungsplänen. Nur, daß das Gewerkschaftskonzept eben keine Ausflaggung, sondern deutsche Tariflöhne vorsah.

Das „Nein“ zu diesem Konzept von der Unternehmensleitung ebenso deutlich: Es gehe von falschen ökonomischen Grundvoraussetzungen aus, fordere darüberhinaus auch noch mehr Mitbestimmungsrechte für die Arbeitnehmer und sei im ganzen ein Paket, das Olau „als klares Abwinken durch die Gewerkschaft“ interpretieren müsse. Sagt von Oertzen im Auftrag der Gesellschafter, nicht ohne hinzuzufügen, daß es ihm keineswegs Spaß mache, ein Unternehmen dichtzumachen statt es weiterzuführen. Aber, „wir sahen uns nicht in der Lage, die Linien aufrechtzuerhalten“ und gegen die für die Gesellschafter allzu verlockende „Alternative anzuarbeiten“: Auflösung der Olau und Verkauf der beiden Schiffe (Neuwert 250 Millionen Mark). Die Nachfrage, so von Oertzen, sei groß.