Von wegen Hochwasser

■ Am Donnerstag stand den Arkaden am Bremer Altenwall das Wasser bis zum Hals

„Hochwasser? Am Donnerstag?“ Fast hört man, wie Fritz Bliesener, zweitoberster Wasserwirtschafter Bremens, am anderen Ende der Telefonleitung den Kopf schüttelt. Auch wenn die Arkaden unterhalb des Altenwalls am Donnerstag bis fast unter den letzten Bogen mit Weser vollgelaufen waren – Fritz Bliesener bläst Entwarnung.

Mag der Wasserstand von 3,80 Meter der Laiin zwar gefährlich hoch erscheinen, für den Fachmann im ehemaligen Wasserwirtschaftsamt, das nun zur Umweltbehörde gehört, ist das Routine. Nach 1979 mehr denn je.

Seit Oktober 1979 nämlich sind die Sperrwerke an Lesum, Ochtum und Hunte in Betrieb. Werden sie geschlossen um die dahinter liegende Landwirtschaft vor allzu heftiger Überflutung zu schützen, steigt der Wasserpegel in Bremen automatisch. Rein rechnerisch um bis zu 70 Zentimeter mehr als vor dem Sperrenbau. „Weil das Wasser nicht in die Wümmeniederung ablaufen kann.“ Aber selbst am 28. Januar machte das nur rund 30 Zentimeter Extra-Unterschied, erklärt der Pegelexperte. Und der 28. Januar war in seiner Erinnerung ein heikler Tag. Der letzte Donnerstag dagegen „der war für den März nicht ungewöhnlich“.

Fritz Bliesener gehört zu einer 6-köpfigen Mannschaft, die im Bereitschaftsdienst wechselweise Bremens Wasserstände „betreuen.“ Auch nach Feierabend. Die Tieden nämlich finden zu zwei Dritteln außerhalb der normalen Arbeitszeiten statt. Das Hydrografische Institut und die Meßstationen an Nordseeküste und Weser melden sie. Entweder per Computer. Der errechnet sämtliche Wasserstände und gibt die Entwicklung des Hochwassers an. Oder per Radio: „Wenn ich da höre drei bis fünf Dezibel über Normal Null, werde ich aktiv.“ Ab vier Dezibel läßt er das Lesumsperrwerk schließen. Dann steht die Weser mit 2,70 Meter um 40 Zentimeter über Normal Null.

Je nach Tiedenhub muß der Wasserwächter auch die Unternehmen benachrichtigen, die vor dem Landesschutzdeich angesiedelt sind. Neben der Wollkämmerei trifft es jede Menge Segelvereine und Kneipen. Die machen dann die Schotten dicht und sperren die Schieber. „Sonst sprudelt bei denen ja die Weser aus dem Gulli.“

Und noch ein Gang muß der Bereitschafter erledigen. Er bespricht den Anrufbeantworter im Amt mit Hinweisen für die Bevölkerung. Unter 361-5500 ist dann rund um die Uhr zu erfahren, ob die Sperrwerke geschlossen werden. Sollte das der Fall sein, wird es höchste Zeit, das Auto außerhalb der Deichschutzzone zu parken. ede