piwik no script img

„Ihr habt nicht zu talken, wo sie hetzen“

■ betr.: „Offen offensiv“, taz vom 9.3.94

Das ist doch die Härte! – Ihr traut Euch nicht, Eure Nazi-Väter zu fragen, was sie so getrieben haben und warum sie so gemein sein konnten: da kommt's eiskalt aus der Kindheit. Aber von uns verlangen, daß wir uns den Schönhuber anhören!

Ihr braucht die Erlösung von der Erinnerung an die Prügel in der Kindheit. Das Opfer muß verzeihen. Das wollten Eure Alten – und meiner.

Hier aber verzeiht Ihr der neuen Unmenschlichkeit anstelle der neuen Opfer. Wie die Gerichte nach 45 ihre Gnade an die Stelle der Empörung der alten Opfer und einer noch zum Grauen fähigen Öffentlichkeit setzten. Macht nicht auf Jesus: der war solidarisch! Ihr habt nicht zu talken, wo sie hetzen!

Verzeiht Euren Vätern, wenn Ihr so den Schmerz überlebt. Aber mischt Euch nicht in das Selbstbestimmungsrecht der neuen Opfer über ihren Anspruch auf Respekt und Sanktion ein. Vielleicht brauchen sie doch eher Menschenwürde als das Recht, auf sie zu pissen, auch wenn es nicht nach Fusel stinkt, sondern nach Sekt aus intellektueller Lache. Klaus Wachowski, Alzey

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen