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Abbruch der Flughafenplanung empfohlen

■ Verstärkung des Treibhauseffekts durch neuen Großflughafen Berlin-Brandenburg

Vor dem Hintergrund der Verstärkung des Treibhauseffektes durch zunehmenden Flugverkehr hat der Meteorologe Hartmut Graßl gestern empfohlen, die Planungen für den neuen Großflughafen Berlin-Brandenburg International (BBI) vorläufig zu unterbrechen. Graßl, Mitglied der Klima- Kommission der Vereinten Nationen und Berater der Bundesregierung, sprach vor dem Planungsgremium „Flughafenforum“.

Insgesamt reichten laut Graßl vier große Flughäfen in Deutschland aus: „Das könnten München, Frankfurt, Düsseldorf und Berlin- Tegel sein.“ Schon heute seien die Kapazitäten einiger Großflughäfen nicht ausgelastet. Zudem sei es aus ökologischer Sicht sinnvoll, daß in Zukunft Strecken unter fünfhundert Kilometern nur noch mit der Bahn zurückgelegt würden. Um ein integriertes Verkehrskonzept für Deutschland zu entwickeln, sollten sich Bund und Länder darüber verständigen, wo die notwendigen Flughäfen betrieben werden sollen.

„Der geplante Flughafen Berlin-Brandenburg ist ein Prestigeobjekt“, sagte Graßl. Der Neubau werde unweigerlich zu einer Zunahme des Flugverkehrs führen und damit den Treibhauseffekt verstärken.

Bei der Verbrennung von Kerosin in Flugzeugtriebwerken entstehen Stickoxide, Kohlendioxid und Wasserdampf, die sich in einer Höhe von acht bis zehn Kilometern ansammeln und zur Aufheizung der Erdatmosphäre führen.

Unterdessen ist die Berlin- Brandenburg Flughafen-Holding (BBF) im Zusammenhang mit ihren Flughafenplänen erneut in die Kritik geraten. Ein von den BBF- Eigentümern Berlin, Brandenburg und Bund in Auftrag gegebenes Gutachten hat ergeben, daß die Holding bis 1997 ein Defizit von 1,35 Milliarden Mark erwirtschaften wird, das von den Eigentümern beglichen werden muß. Ungefähr die Hälfte davon resultiere aus Grundstückskäufen zu vermutlich überhöhten Preisen am Flughafen Berlin-Schönefeld.

Neben Schönefeld hat die BBF Sperenberg und Jüterbog im Süden von Berlin als Standorte für den neuen Großflughafen ins Auge gefaßt.

Obwohl der zukünftige Standort erst im Rahmen eines Raumordnungsverfahrens geklärt werden muß, wird aus Insiderkreisen bereits wieder von Grundstücksankäufen gesprochen. Diesmal soll der Standort Sperenberg im Zentrum der Geschäfte stehen. Nach Informationen der taz bemüht sich die Westdeutsche Landesbank zur Zeit um den Ankauf von Grundstücken in der Umgebung von Sperenberg. Als Berater für die Bank ist Heinz Ruhnau – früherer Chef der Lufthansa – tätig, der zugleich im Aufsichtsrat der BBF sitzt. Das Nachrichtenmagazin Focus berichtet in seiner jüngsten Ausgabe, Ruhnau habe sich bereits vor einem Jahr für den Standort Sperenberg stark gemacht. Hannes Koch

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