: Erste UN-Maschinen in Tuzla gelandet
■ Konflikt um Abzug schwerer serbischer Waffen aus Sarajevo beigelegt
Berlin (taz) – Gestern morgen um 9.31 Uhr landete erstmals seit knapp zwei Jahren wieder ein Flugzeug in Tuzla. An Bord waren neben rund 22 Tonnen Hilfsgütern der Chef der UNO-Mission in Ex-Jugoslawien, Yasushi Akashi, und der Chef der UNO-Schutztruppen in Ex-Jugoslawien, General Bertrand de Lapresle. Weitere Transportflugzeuge für die 800.000 Menschen in der rund 120 Kilometer von Sarajevo entfernten Region wurden im Laufe des Tages, spätestens aber in dieser Woche erwartet. Die bosnischen Serben, die mit ihrer Artillerie den Flugplatz bedrohen, hatten seiner Öffnung nach langen Verhandlungen zugestimmt.
Die Luftbrücke nach Tuzla hatte nach dem Ende der bosnisch-kroatischen Kämpfe Ende vergangener Woche etwas an Bedeutung für die Versorgung verloren, da die UNO-Konvois die von Kroaten gehaltenen Gebiete in Mittelbosnien seitdem ohne Hindernisse durchfahren können. Auch die Konvois durch serbische Gebiete im Norden Tuzlas werden derzeit vergleichsweise wenig blockiert.
In Sarajevo teilte derweil Unprofor- Sprecher Simon McDowell mit, alle in der Nähe der bosnischen Hauptstadt gefundenen schweren Waffen stünden nun unter UN-Kontrolle. UN-General Adrian Van Baal und der bosnische Serbenführer Radovan Karadžić hätten den Konflikt um die geographische Definition der Zone um Sarajevo am Montag abend beigelegt. Nach Ansicht der Serben ist die katholische Kathedrale im Zentrum der Hauptstadt Mittelpunkt des Gebiets, aus dem sie alle schweren Waffen abziehen sollten. Das Dorf Čifluk, in dem die Waffen gefunden wurden, würde damit außerhalb der Zone liegen. UNO und Nato hatten den Mittelpunkt der Zone aber einen Kilometer weiter westlich fixiert.
In der russischen Botschaft in Zagreb begann gestern in Anwesenheit des russischen Sondergesandten Witali Tschurkin ein Treffen zwischen Vertretern der „Serbischen Republik Krajina“ und der kroatischen Regierung. Neben Tschurkin nahmen der US-Botschafter in Kroatien, Peter Galbraith, die Unterhändler der UNO- Konferenz für das ehemalige Jugoslawien, Geert Ahrens und Kai Eide, sowie als militärische Vertreter der UNO die Generäle Bo Pellnaes und Pierre Peeters teil. Das Ziel sei ein dauerhafter Waffenstillstand sowie eine wirkungsvolle Truppenentflechtung der Kroaten und der Krajina- Serben, sagt UN-Sprecher John Mills vor Beginn der Gespräche. Gegner einer Annäherung zwischen Krajina-Serben und Kroaten kündigten eine Demonstration in der Innenstadt von Zagreb an.
Der Europäische Gewerkschaftsbund plant nach Angaben des DGB-Vorsitzenden Heinz-Werner Meyer eine zentrale Kundgebung zum 1.Mai in Sarajevo. Wie Meyer am Dienstag in Düsseldorf mitteilte, wurde das in Brüssel mit Vertretern des bosnischen Gewerkschaftsbundes vereinbart. Die Kundgebung zum Tag der Arbeit solle „ein Symbol des Friedenswillens der Gewerkschaften sein“, sagte Meyer.
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