Wohnen im Durchschnitt: Preiswert und wunderbar

■ Das Bundesbauministerium legt seinen Wohngeld- und Mietenbericht vor / Zahl der Förderungsbewilligungen gestiegen / Mieten steigen langsamer

Dresden (taz) – Eine gutgehende Statistik ist doch wirklich eine feine Sache. Das FDP-geführte Bundesbauministerium legte gestern zeitgleich in Bonn und Dresden sein neuestes Werk vor. In dem zweijährlich zu erstellenden Wohngeld- und Mietenbericht der Bundesregierung macht es „Entspannung am Wohnungsmarkt“ und eine „Trendwende“ in der Mietenentwicklung aus. Nachdem die westdeutschen Mieten im Januar 1993 noch um 6,4 Prozent gestiegen waren, habe dieser Wert am Ende des Jahres nur noch bei 5,1 Prozent gelegen. Noch deutlicher sei die „Marktberuhigung“ bei Neuvertragsmieten zu erkennen. Nachdem diese in den Achtzigern jährlich um zehn Prozent gestiegen waren, lag diese Quote Ende 1993 mit 1,6 Prozent für den Neubau und 2,3 Prozent für Bestandswohnungen bereits unter der Inflationsrate. Was sagen uns diese Zahlen: Die Wohnungspolitik habe dem Markt die „Freiräume zur Angebotserweiterung“ geschaffen.

Mit 117.800 sind im vergangenen Jahr im Westen 35,1 Prozent mehr Sozialwohnungen zum Bau bewilligt worden. In den neuen Bundesländern stieg die Zahl der Förderungsbewilligungen, nicht zu verwechseln mit der Zahl tatsächlich gebauter Wohnungen, um 81,5 Prozent auf 38.600. Der Bund gibt in diesem Jahr für den Sozialwohnungsbau 3,46 Milliarden Mark aus, davon eine Milliarde im Osten.

Dem Bericht zufolge liegt die durchschnittliche Grundmiete in den alten Bundesländern zwischen 7 und 8 Mark, in den neuen Bundesländern bei 4,60 Mark. Die Warmmieten im Osten sollen sich um weniger als 50 Pfennig auf „knapp 8 Mark“ pro Quadratmeter erhöht haben. Auf den hier verschwiegenen Widerspruch hat kürzlich der Kongreß „Zukunft Wohnen“ in Köln hingewiesen: Trotz Verdoppelung des Wohnungsbestandes seit 1988 sind, so der SPD-Bundestagsabgeordnete Christoph Zöpel, „die Härtefälle draußen geblieben“, und die Zahl der Härtefälle nehme weiter zu, besonders in Zeiten der Rezession.

Unbegründet sei nach Ansicht des Bundesbauministeriums die Sorge gewesen, daß in den neuen Bundesländern Mieter durch sogenannte Luxussanierungen aus ihren Wohnungen vertrieben werden. Auf alle Mietwohnungen bezogen, habe die Modernisierungsumlage Mitte 1993 durchschnittlich nur 16 Pfennig betragen. Ende 1992 bezogen in Deutschland 3,8 Millionen Haushalte ein Wohngeld. Im Westen sind es 6 Prozent der Haushalte und im Osten rund 30 Prozent. Noch bis nächstes Jahr gelten in Ost und West unterschiedliche Regelungen für den Wohngeldbezug. Detlef Krell