In Deutschland brennt wieder eine Synagoge

■ Brandanschlag auf die Synagoge in Lübeck Glücklicherweise wurde niemand verletzt

Berlin (dpa/AP/taz) – „In bin von dem Anschlag keineswegs überrascht.“ Ignatz Bubis, Vorsitzender des Zentralrats der Juden in Deutschland, hat schon länger befürchtet, daß antisemitische Ausschreitungen auch vor Synagogen nicht mehr halt machen werden. Unabhängig von den konkreten Tätern verweist Bubis auf die „geistigen Brandstifter“ bei den rechtsradikalen Parteien. Auch die zuständige Staatsanwaltschaft, die wegen Mordversuchs ermittelt, vermutet die Täter in der rechtsradikalen Ecke. Es könne aber auch nicht ausgeschlossen werden, daß die Täter aus „mit dem Staat Israel verfeindeten Gruppen“ stammen. Die Bundesanwaltschaft hat am Freitagnachmittag die Ermittlungen an sich gezogen.

Der Brandanschlag am frühen Freitag morgen verlief nur deshalb ziemlich glimpflich, weil Anwohner das Feuer sofort entdeckten und die Feuerwehr in wenigen Minuten da war. In dem Gebäude leben auch sechs Familien. Der Vorraum, in dem die Laubhütte für das am Sonntag stattfindende Passahfest aufgebaut war, wurde bei dem Brand verwüstet, der eigentliche Synagogen-Raum blieb jedoch unversehrt. Die 27 Mitglieder zählende jüdische Gemeinde hat vor dem Anschlag keine Drohungen oder Warnungen erhalten.

Die Bundesregierung verurteilte das Attentat scharf. Sie bat die Verantwortlichen, alle Anstrengungen zu unternehmen, um der Täter habhaft zu werden, „damit sie der Schwere ihres Verbrechens entsprechend bestraft werden können“. Bundestagspräsidentin Rita Süssmuth (CDU) betonte, der Anschlag von Lübeck habe deutlich gemacht, „daß der antisemitische Wahn in den Köpfen einiger Unbelehrbarer schrecklichen Schaden anrichten kann“. Der Sprecher von Bündnis 90/Die Grünen nannte die Tat einen Vorgang, „der alle Deutschen zutiefst beschämen muß“. Die Kieler Ministerpräsidentin Heide Simonis (SPD) zeigte sich „erschüttert“, daß die Gewaltbereitschaft der Täter „nicht in den Griff zu bekommen ist“. Es sei abscheulich, daß die Attentäter den Tod von Menschen „billigend“ in Kauf nähmen. Mit Entsetzen verurteilten auch die Kirchen das Attentat. „Dieses Verbrechen richtet sich gegen eine Gemeinde, die nach der Verwüstung der Nazi-Zeit im Begriff ist, sich neu zu bilden“, heißt es in einer Stellungnahme. Tagesthema Seite 3