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Freimarkt bitte noch größer

■ Studie belegt überragende Beliebtheit: Freimarkt kommt noch vor Werder Bremen

Die Freimarktlobby bläst zum Halali: Nicht nur mit der Plastiktröte, dem neuen Maskottchen auf dem Werbeplakat, können die SchaustellerInnen künftig für ihre Interessen Krach schlagen. Die gestern veröffentlichten Forschungsergebnisse eines Dortmunder Marktforschers kommen den Interessen des SchaustellerInnenverbandes gerade recht. Denn sie sprechen gegen die weitere Bebauung des Platzes vor der Stadthalle.

Von 750 repräsentativ befragten FreimarktbesucherInnen des letzten Jahres wollen nämlich 80 Prozent, daß der Markt bleibt wie er ist. Sprich: Unverändert groß oder höchstens noch größer. Diese Meinung sollte schwer wiegen, argumentieren die Veranstalter – immerhin tragen die FreimarktbesucherInnen jedes Jahr gut 85 Millionen Mark zu Markte. Und weil ein gutes Fünftel der BesucherInnen von auswärts kommt, bleiben 20 weitere Millionen in der Stadt hängen: in Geschäften, Kinos und Restaurants.

Schon in diesem Jahr aber, sobald der Klangbogen als 17 Meter breiter Zugang zum Congresscentrum das ehemalige Freimarktgelände zerteilt, wird der Platz vor der Stadthalle enger. „Wir werden einigen Schaustellern absagen müssen“, sagt Karlheinz Fehrensen, der Vorsitzende des Schaustellerverbandes. Und noch eine Sorge drückt die Veranstalter: Ein Budengang wird jenseits des Klangbogens zur Gustav-Deetjen-Allee hin liegen – am unattraktiven Marktrand.

Für diese Saison ist das nur halb so schlimm: Der Nordausgang des Bahnhofs soll ohnehin gesperrt bleiben, dann werden die Massen über den Lloyd-Tunnel hereinströmen, hofft Marktleiter Ahrens. Im nächsten Jahr aber könnte das Areal jenseits des Klangbogens schon zur gestalterischen Herausforderung werden – oder zur Abschieberampe für uninteressante Betriebe. Zwar wollte der Schaustellerverband noch nicht bekanntgeben, wen die Verkleinerung des Geländes trifft, daß Zuckerwattestände und Schießbuden im Visier sind, ist jedoch kein Geheimnis. Die finden laut Studie nämlich den geringsten Zuspruch beim Publikum. Krake, Autoscooter und Gastronomie dagegen brauchen nicht zu bangen. Erstens können sie wegen des Gewichts auf dem Klangbogenuntergrund nicht stehen. Und zweitens sind sie so beliebt, daß sie kaum angetastet werden dürfen, ohne die FreimarktbesucherInnen zu vergällen. Deren Vorlieben sind nun nämlich erforscht.

Vor allem WiederholungstäterInnen mit Traditionsbewußtsein zieht es zum Freimarkt: Über die Hälfte der rund 3,8 Millionen BesucherInnen amüsieren sich gleich an drei Abenden pro Saison. Mit wenigen Ausnahmen halten sie den Freimarkt für eine unverzichtbare Tradition – das gilt unabhängig vom Einkommen. Und selbst der Besuch im Weserstadion ist beim Bremer Publikum weniger beliebt, als der Bummel zu den Freimarkt-Buden.. ede

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