: Kein Geld für einen neuen Anzug
■ Massive Einsparungen bei Hamburgs Feuerwehr
Bei Hamburgs Feuerwehr regiert der Rotstift. Nach den Plänen der Innenbehörde, die am 18. April offiziell präsentiert werden, müssen die staatlichen Löscher in diesem Jahr 1,192 Millionen Mark an Sachmitteln einsparen. Feuerwehrsprecher Herbert Martens: „Die Maßnahmen werden für die Bevölkerung keinen Verlust ergeben“.
Daß Hamburgs Feuerwehr sich einschränken muß, wenn diese Einsparungen Realität werden, ist unumgänglich. Martens: „Das Gros wird durch Streckung eingespart“. Im Klartext: Feuerwehrfahrzeuge müssen länger gefahren werden, Neuanschaffungen gibt es nur im Notfall. Selbst die Schläuche müssen länger genutzt und notfalls geflickt und nicht mehr beim ersten „Platzer“ gleich ausrangiert werden.
Auch die Dienstuniformen müssen länger getragen werden. Martens: „Das ist wie im Privatleben. Wann kauf' ich mir einen neuen Anzug? Hab' ich das Geld dafür?“ Allein durch diese Maßnahmen sollen in diesem Jahr 742.000 Mark eingespart werden.
Einen Batzen Geld hofft die Feuerwehr durch den Verkauf eines ihrer fünf Löschboote einzunehmen. Nach Auffassung von Herbert Martens ist der Verkauf angesichts der Veränderungen und der Containerisierung im Hafen vertretbar. Martens: „Man muß ständig prüfen: Wie sieht die Situation draußen aus, was hat sich verändert?“ Die Einsatzfähigkeit im Hamburger Hafen sei auch mit vier Booten gewährleistet.
Einen beträchtlichen Ein-sparungseffekt erhofft sich die Feuerwehr durch die Schließung ihrer Werkstatt in Langenhorn. Die Instandsetzung des Fuhrparks soll in Rissen konzentriert werden, wo bisher 91 Fahrzeuge des Katastrophenschutzes gewartet wurden, die mittlerweile von der Bundesregierung wegen des Sparmaßnahmen außer Dienst gestellt worden sind.
Der Rotstift wird auch vor den Freiwilligen Feuerwehren nicht halt machen. Hier sollen allein in diesem Haushaltsjahr 150.000 Mark durch Streichung von Verdienstausfallsentschädigungen sowie von Fortbildungslehrgängen gespart werden. Und Aussichten auf Besserungen gibt es nicht: Innenbehördensprecher Peter Kelch: „Im nächsten Haushaltsjahr werden die Spareinschränkungen noch wesentlich höher sein.“
Kai von Appen
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