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Verseuchte Geschäfte

■ Niedersachsen: Illegaler Handel mit pestverdächtigen Schlachtschweinen

Oldenburg (dpa) – Das Handelsverbot für lebende Schweine, das die EU diese Woche über Niedesachsen verhängt hat, kommt zu spät. Aus den Schweinpest-Sperrbezirken des Landes sind seit November mindestens 36.000 Schweine illegal über die Landesgrenzen geschafft worden.

Bekannt sind diese Geschäfte schon seit vergangenem November. Aber trotz dringender Tathinweise seitens des Leiters des Veterinäramtes erstatte der zuständige Landkreis in einem Fall erst am 8. März Anzeige. Nach Ermittlungen der Staatsanwaltschaft Oldenburg sind noch im März 1994 pestverdächtige Tiere in Bayern, Baden- Württemberg, Nordrhein-Westfalen, Sachsen und Sachsen-Anhalt verkauft worden.

Mehrere Strafverfahren sind jetzt eingeleitet. Erhärtet hat sich der Verdacht vor allem gegen Viehhändler aus Garrel bei Cloppenburg und aus Lohe. Der eine soll 31.458 Schweine aus Sperrbezirken an Schlachthöfe in Vilshofen, Stuttgart, Dresden und im Oer-Erkenschwick verkauft haben. Mindestens 5.245 Schweine soll der zweite Verdächtige unter anderem nach Chemnitz (Sachsen) und Rodleben (Sachsen-Anhalt) geliefert haben. Auf der Rückfahrt seien auf den nicht desinfizierten Wagen wieder junge Ferkel transportiert worden – eine Desinfektion hätte Verdacht ausgelöst, vermuten die Staatsanwälte.

Die Geschäfte sollen „über eigene Viehhandelsagenturen“ abgewickelt worden sein. „Bedingt vermarktungsfähige Schlachtschweine aus tierseuchenrechtlichen Sondergebieten“ wurden als „uneingeschränkt lebensmitteltauglich“ deklariert, heißt es in einem Zwischenbericht der Staatsanwaltschaft. Die Tiere wurden zu regulären Markpreisen verkauft. Dem Landwirtschaftsministerium in Hannover liegen 19 weitere Fälle illegaler Transporte aus Sperrbezirken vor. Es handle sich dabei aber nur um Ordnungswidrigkeiten.

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