Senator Vahrenholts sehr blanke Nerven

■ Der Widerstand gegen die MVA wächst, der Bezirk Mitte spielt St. Florian, und der Umweltsenator hat noch garnichts gesagt

Fritz Vahrenholt war erbost: „Was haben Sie denn da geschrieben,“ fauchte der Umweltsenator einen Abendblatt-Journalisten an, „ein Anruf bei mir hätte genügt – der Standort für die neue Müllverbrennungsanlage steht noch nicht fest.“

Der Zorn des SPD-Politikers richtete sich auf zwei Artikel des Springer-Blatts und der taz, in denen über eine Rede Vahrenholts vor dem Industrierat der Handelskammer berichtet wurde. Danach hat der Umweltsenator erklärt, daß er den Standort Neuhof für die dritte Müllverbrennungsanlage (MVA) auf Hamburger Gebiet politisch bereits durchgesetzt habe. „Das habe ich nicht gesagt,“ wetterte Vahrenholt auf der Rathaus-Treppe.

Senators Dünnhäutigkeit ist verständlich. Der Widerstand gegen die nach seiner Ansicht dringend notwendige MVA wächst – nicht nur in Wilhelmsburg. So lehnte die Bezirksversammlung Mitte in dieser Woche die beiden auf ihrem Gebiet gelegenen Alternativ-Standorte in Finkenwerder und an der Borsigstraße (Erweiterung der bestehenden MVA) auf Antrag von CDU und SPD ab. Der Umweltsenator möge sich doch lieber an seine bisherigen Planungen halten und in Wilhelmsburg bauen. Und auch die Bürgervereinigung Umgehungsstraße Finkenwerder, seit langem wegen der Verkehrsbelastung in Hamburgs Süden mit dem Senat im Clinch, wettert schon einmal prophylaktisch: „Finkenwerder ist bereits von Industrieanlagen eingekreist – keine MVA in Finkenwerder!“

Falls kein Wahlkampfkalkül dazwischen kommt, soll der Senat im Mai entscheiden, an welchem der vier möglichen Standorte (im Gespräch ist auch ein Ausbau der MVA Stellinger Moor) die auf 240.000 Tonnen Müll jährlich ausgelegte Anlage errichtet werden soll. Egal, wie die Entscheidung ausfällt, Senator Vahrenholt sollte sich vorsorglich schon mal ein etwas stabileres Nervenkostüm zulegen. uex