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Arme Waliserinnen

■ Mit 12:0 gewannen die deutschen Fußballerinnen gegen Wales

Bielefeld (dpa/taz) – Die Spielerinnen aus Wales waren noch gar nicht richtig auf dem Platz, da lagen sie im Europameisterschafts- Qualifikationsspiel gegen Deutschland schon zurück. Bereits nach 20 Sekunden demonstrierte Heidi Mohr aus Niederkirchen, warum ihr Name nie ohne den Zusatz „Torjägerin“ genannt wird, und schon stand es 1:0. So ähnlich ging es dann weiter vor 2.000 Zuschauerinnen und Zuschauern in Bielefeld. Die bedauernswerten Waliserinnen waren hoffnungslos unterlegen, gewannen kaum einen Zweikampf und betraten äußerst selten die deutsche Hälfte. Am Ende hieß es 12:0, am Torverhältnis sollte der Sprung in die Europameisterschafts-Endrunde 1995 also nicht scheitern.

„Ganz so einfach hatten wir uns das nicht vorgestellt“, meinte die Siegener Mittelfeldspielerin Martina Voss (26), die nach einem Jahr Babypause zu ihrem 57. Länderspiel kam und zwei Treffer erzielte. Als dreifache Torschützinnen betätigten sich Bettina Wiegmann (Brauweiler) und Maren Meinert (Rumeln-Kaldenhausen). Im deutschen Team kam lediglich eine nicht so recht ins Spiel: Torfrau Manuela Goller (Brauweiler), die 90 Minuten lang fror und keine Waliserin aus der Nähe zu sehen bekam. „Wir haben noch eine sehr junge Mannschaft und konnten heute viel Erfahrung sammeln. Deutschland hat exzellent gespielt und gehört zu den Top-Teams in der Welt“, erklärte höflich der walisische Chefcoach Lyn Jones.

„Das hohe Ergebnis ist sicherlich auf die geringe internationale Erfahrung der Waliserinnen zurückzuführen. Unser Ziel ist klar, wir wollen über die Europameisterschaft in die WM-Endrunde und auch zur Olympiade 1996 nach Atlanta“, sagte DFB-Trainer Gero Bisanz. Doch selbst beim 12:0 sah Bisanz noch Schwächen bei den kämpferisch, taktisch und balltechnisch überzeugenden Deutschen. „Wenn wir wieder in die europäische Spitze vorstoßen wollen, dann müssen wir uns noch steigern. Gegen Wales haben wir versucht, guten Fußball zu spielen und schöne Tore zu schießen.“ Sicheres Kombinationsspiel und harte Schüsse aus der Distanz hoben die Abwehr der ohne Libera agierenden Waliserinnen ein ums andere Mal aus den Angeln.

Schon im Rückspiel am 5. Mai in Wales können die deutschen Damen endgültig die Weichen für den Sieg in der EM-Qualifikationsgruppe fünf stellen. Mit 4:0 Punkten ist das DFB-Team jetzt schon vorn. Die endgültige Entscheidung fällt jedoch erst Ende September, wenn die Heimspiele gegen Kroatien (21. September) und die Schweiz (25. September) anstehen.

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