Bosnien: UNHCR plant Massenevakuierung

■ Weiter Kämpfe um UN-Schutzzone Goražde

Zagreb/Berlin (dpa/taz) – Nachdem am Wochenende erneut 20 muslimische und kroatische ZivilistInnen in der nordwestbosnischen Stadt Prijedor ermordet worden waren, bereitet das Internationale Komitee vom Roten Kreuz (IKRK) die Evakuierung von bis zu 9.000 MuslimInnen und KroatInnen aus den serbisch besetzten Teilen Bosniens vor. Ab Mitte dieser Woche sollen die Menschen zunächst nach Kroatien gebracht werden. Damit hat die UN offenbar ihre bisherige Politik einer Hilfe am Heimatort aufgegeben.

Derweil begann gestern um 9.00 Uhr der Waffenstillstand zwischen Kroatien und der international nicht anerkannten „Serbischen Republik Krajina“. Die letzte Woche in der russischen Botschaft von Zagreb unter russischer und US-Regie vereinbarte Entflechtung von Waffen und Truppen sei pünktlich angelaufen, hieß es im Hauptquartier der UN-Schutztruppen (Unprofor). Nach den Vereinbarungen müssen beide Seiten bis heute morgen ihre leichten Waffen um 10, Panzer und schwere Artillerie um 20 Kilometer von der Front zurückgezogen haben. Bis Freitag sollen sich dann auch die jeweiligen Truppen um einen Kilometer zurückziehen.

Die schweren Kämpfe zwischen serbischen Einheiten und Truppen der bosnischen Regierung in Ostbosnien halten dagegen heute schon den achten Tag an. Nach serbischen Angaben stehen die bosnischen Stellungen um die UN-Schutzzone Goražde kurz vor dem Zusammenbruch. Demgegenüber versicherten Unprofor-Sprecher, keine Seite habe wesentliche Geländegewinne erzielen können. In der seit Monaten umzingelten Kleinstadt Goražde halten sich zirka 60.000 Menschen, darunter zahlreiche Flüchtlinge auf. Kämpfe zwischen Kroaten und Serben wurden zudem aus der nordbosnischen Region Posavina gemeldet. Seiten 9 und 11