piwik no script img

Rumänien durchbricht Jugoslawiens Isolation

■ Freundschaftsvertrag ist beabsichtigt

Bukarest (taz) – Rumänien wird als erstes europäisches Land einen Freundschafts- und Kooperationsvertrag mit der Jugoslawischen Föderation (Serbien und Montenegro) abschließen. Das gab gestern in Bukarest der Sprecher des Außenministeriums, Mircea Geoana, bekannt. Unterzeichnet werden soll der Vertrag über politische, wirtschaftliche und kulturelle Zusammenarbeit während eines offiziellen Besuchs, zu dem der Staatspräsident der Jugoslawischen Föderation, Zoran Lidić, am 21.April nach Bukarest reisen wird. Die überraschende Nachricht kam nur einen Tag nachdem Serbiens Präsident Milošević in Bukarest mit dem rumänischen Staatspräsidenten Ion Iliescu zusammengetroffen war. Milošević und Iliescu hatten sich dabei für eine Aufhebung des UNO-Embargos gegen Serbien ausgesprochen.

Rumänien hat sich mit der gestrigen Ankündigung auf die Seite Serbiens geschlagen. Zwar wurden in Bukarest auch bisher die traditionell ausgezeichneten Beziehungen zu Serbien hervorgehoben. Gleichzeitig hatte Rumänien aber wiederholt erklärt, sich in den Handlungsrahmen der internationalen Gemeinschaft einfügen zu wollen. Serbien kann bei dem Versuch, seine internationale diplomatische Isolation zu durchbrechen, den bisher größten Erfolg verbuchen. Zugleich sprechen sich immer mehr Länder für die Aufhebung des Embargos aus. Zu Anfang des Jahres hatte Ungarn die Sanktionen deutlich kritisiert, Außenminister Geza Jeszenszky war im Februar in Belgrad mit Milošević zusammengetroffen. Ebenso hat Griechenland seit dem EU-Außenministertreffen in Athen eine noch deutlichere proserbische Position eingenommen als zuvor. Politische Beobachter werteten den rumänisch-serbischen Vertrag als Meilenstein auf dem Weg zu einer orthodoxen, griechisch-serbisch-rumänischen Allianz, die nicht zuletzt dadurch entstehen könnte, daß alle drei Länder gespannte oder schlechte Beziehungen zum Westen hätten. KV Seite 9

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen