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Zwei Präsidenten Opfer eines Anschlages

■ Mit der Ermordung Habayarimanas und Ntayamiras wird das fragile Machtgefüge Ruandas und Burundis weiter destabilisiert

Nairobi (taz) – Ein Raketenangriff soll zu dem Flugzeugabsturz geführt haben, dem gestern beim Landeanflug auf Kigali die Präsidenten Ruandas und Burundis, Juvenal Habayarimana und Cyprian Ntayamira, zum Opfer gefallen sind. Sie waren auf der Rückreise von einer Konferenz in Tansania gewesen. Mit ihnen starben zwei burundische Minister, der Stabschef der ruandischen Streitkräfte sowie drei französische Besatzungsmitglieder. Als Reaktion auf den Anschlag wurden gestern in der ruandischen Hauptstadt Kigali drei Minister und drei Militärbeobachter der UNO entführt. Der Anschlag, für den zunächst niemand die Verantwortung übernommen hat, erfolgte zu einem Zeitpunkt, zu dem die beiden Länder zwischen Krieg und Frieden stehen.

Obwohl die Krisen in Ruanda und Burundi ihre Wurzeln in derselben historischen Entwicklung haben, schafft die Ermordung der Präsidenten in den Hauptstädten Kigali und Bujumbura völlig unterschiedliche Situationen: Mit Juvenal Habayarimana ist der „starke Mann“ Ruandas gestorben, der den zentralafrikanischen Staat mehr als zwei Jahrzehnte lang autoritär regiert hatte und in den letzten Monaten von westlichen Diplomaten maßgeblich dafür verantwortlich gemacht worden war, daß der Friedensprozeß in seinem Land ins Stocken geraten ist.

Cyprian Ntayamira aus Burundi hingegen hatte erst im Februar als Nachfolger des im Oktober bei einem Putschversuch ermordeten demokratisch gewählten Präsidenten Melchior Ndadaye sein Amt angetreten. Ohnehin galt Ntayamira als relativ schwacher Kompromißkandidat, der zwischen der in Teilen regierungsfeindlichen Armee und verschiedenen Flügeln des Kabinetts einen Ausgleich suchen sollte.

Dem Tauziehen um die Macht liegt in beiden Ländern die Rivalität zwischen dem über Jahrhunderte hinweg herrschenden Minderheitenvolk der Tutsi und der Bevölkerungsmehrheit der Hutu zugrunde. Der sogenannte ethnische Konflikt, den viele Beobachter heute jedoch vor allem als Kampf der jeweils dominierenden Schichten um ihre Privilegien sehen, hat in den letzten Jahrzehnten Hunderttausende von Todesopfern gefordert.

In Ruanda, wo die Hutu noch vor der Unabhängigkeit 1962 erfolgreich gegen die Tutsi-Herrschaft revoltiert hatten, war ein Bürgerkrieg zwischen der Tutsi-dominierten Rebellenbewegung FPR (Patriotische Front Ruandas) und der Regierungsarmee im letzten Jahr durch ein Friedensabkommen beendet worden. Die Lage blieb jedoch explosiv. Die geplante Bildung einer neuen Regierung war bislang daran gescheitert, daß Habayarimana auf ein Mitspracherecht bei der Ernennung von Ministern bestanden hatte, der designierte Premierminister jedoch auf seiner alleinigen Entscheidungsbefugnis beharrte.

Ruandas getöteter Präsident hatte nicht nur in der FPR Gegner: Die demokratische Opposition, die 1991 die Einführung des Mehrparteiensystems erzwungen hatte, warf ihm vor, seine Macht notfalls auch mit gewaltsamen Mitteln erhalten zu wollen. Kigali wurde gestern vom Bild patroullierender Soldaten beherrscht. In der Stadt stationierte UNO-Truppen wurden an Kontrollfahrten und auch am Zugang zum Flughafen gehindert. In verschiedenen Stadtteilen waren Artilleriefeuer und die Geräusche von anderen Waffen zu hören.

Gespannt bleibt die Lage auch in Burundi. Der Machtkampf zwischen der Tutsi-dominierten Armee und dem Kabinett ist noch nicht entschieden. Nach dem Tod des Präsidenten, der zu den Hutu gehörte, besteht nun die Gefahr, daß die Armee das Vakuum zu einem neuerlichen Umsturzversuch nutzt. Bettina Gaus

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