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Eine Chance für Klaus T.

■ St. Pauli-Torwart Thomforde feiert am Sonntag gegen Hannover Comeback

Was hat er sich im Training nach jedem Ball gereckt, sich in den Schlamm geworfen und hin und wieder einen Blick zum Trainer riskiert, ob sein Bemühen auch registriert wird. Bisher vergebens. Klaus Thomforde war in dieser Saison nur die Nummer 2 im St. Pauli-Tor.

Er, der in der vorigen Saison mit recht ambivalenten Leistungen stets im Mittelpunkt stand, wurde von der Neuverpflichtung Andreas Reinke verdrängt. Einem Mecklenburger, den der FC für wenig Geld aus dem Amateurkader des HSV freikaufen konnte , der im Gegensatz zu Thomforde einfache Abschlagtechniken einigermaßen fehlerfrei beherrscht und dessen Leistung als einer der Gründe aufgeführt wird, warum der FC nun plötzlich auf einem Aufstiegsplatz steht. Eine bittere Pille, für Thomforde jedenfalls. Schließlich hat sich der gelernte Finanzkaufmann seit Jahren von seinen Diensten in der Behörde befreien lassen, um beim FC St. Pauli das Tor zu hüten. Früher abwechselnd mit Autonomen-Idol Volker Ippig, dann alleinverantwortlich und nun nur noch sporadisch. Wie etwa am Sonntag gegen Hannover 96, einer Begegnung, bei der Andreas Reinke wegen einer Roten Karte gesperrt ist.

Wohl wissend, daß er seinen Einsatz nur dem Mißgeschick seines Kontrahenden zu verdanken hat, schöpft Thomforde wieder Hoffnung. „Ich glaube, daß sich meine Chancen auf eine Vertragsverlängerung dadurch steigern“, sagt der Keeper, dessen Kontrakt zu Saisonende ausläuft. Und frohlockt: „Wenn ich nochmal ohne Gegentor bleibe, könnte es sein, daß ich wieder im Rennen bin.“

Vielleicht reicht den Verantwortlichen auch die Erinnerung an das letzte Gastspiel von Hannover 96 am Hamburger Millerntor. Damals, im Juni vergangenen Jahres, war Klaus Thomforde einer der Besten, als es darum ging, durch einen Sieg die Zweitklassigkeit des Vereins zu sichern.

Aber wahrscheinlich möchte sich niemand am Hamburger Millerntor an diese Zeiten erinnern. Schließlich ist, wie die Stadionzeitung stolz bilanziert, der FC St. Pauli mit einer Serie von 13 Spielen ohne Niederlage der derzeit erfolgreichste Verein in der Profi-Kick-Szene. Doch die Statistik zeigt auch, daß Hannover 96 zur Zeit ebenfalls recht ambitioniert gegen das Leder tritt: Aus den acht Begegnungen der Rückrunde holten die Leine-Kicker 11:5 Punkte - und ziemlich in der Tabelle auf.

Dem vormaligen Mathematikstudenten und jetzigen St. Pauli-Trainer Seppo Eichkorn ist solch Zahlenwerk schnuppe. Er bangt derzeit vielmehr um die Gesundheit von Mittelfeldspieler Dirk Zander, der sich über ein dickes Knie beklagt. kader

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