: Neue Verhaftung in China
■ Dissident Xu Wenli festgenommen
Peking (dpa) – Elf Monate nach seiner Freilassung ist der chinesische Dissident Xu Wenli wieder festgenommen worden. Der 50jährige ehemalige Redakteur, der wegen seiner Rolle in der Bewegung um die „Mauer der Demokratie“ Ende der 70er Jahre bereits zwölf Jahre in Haft gesessen hatte, wurde am Donnerstag von zwei Zivilbeamten abgeholt. Seine Frau konnte gestern die Festnahme bestätigen, wurde aber gewaltsam daran gehindert, weiter mit Journalisten zu sprechen. Fünf anwesende westliche Journalisten wurden von der Polizei vorübergehend festgehalten. Sie wurden aufgefordert, sich nicht dem Haus der Familie von Xu Wenli zu nähern.
Die Festnahme überraschte, da Xu Wenli seit seiner vorzeitigen Freilassung im Mai 1993 zurückhaltend gelebt hatte und nicht durch größere Aktivitäten in der Dissidentenszene aufgefallen war. Das Ereignis demonstrierte die Nervosität, die in Peking herrscht. In den vergangenen Wochen wurden mehrere Dissidenten verhaftet.
Am 4. Juni jährt sich zum vierten Mal die Niederschlagung der Demokratiebewegung auf dem Platz des Himmlischen Friedens. Der Platz ist derzeit ungewöhnlich stark gesichert. In den vergangenen Wochen war versucht worden, dort Flugblätter zu verteilen oder einen Kranz niederzulegen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen