: Channelhopping
■ Heute will die Landesmedienanstalt NRW über die Vox-Frequenz entscheiden. Was wird aus "Canale Grande"?
taz: Herr Moor, was wird aus Ihrer „lieben Zielgruppe“, wenn es sich bald endgültig ausgevoxt hat?
Dieter Moor: Vox geht im Medienstrudel unter, wir zum Glück nicht. Ein „Canale Grande“-Leben nach Vox wird es auf jeden Fall geben. Unsere Produktionsgesellschaft ist in Verhandlungen mit dem Pay-Kanal premiere eingetreten. Und es sieht gut aus.
„Bei uns hat jedes Format Premiere“, lautet das anspruchsvolle Motto Ihres neuen Arbeitgebers. Heißt es da Abschied nehmen vom alten Konzept?
„Canale Grande“ wird sicher nicht mehr so heißen und so bleiben können wie bisher. Wir werden zwar weiterhin ein Medienmagazin machen, aber wie es konkret aussehen wird, wissen wir selbst noch nicht.
Erst, wenn die Verhandlungen mit premiere abgeschlossen sind, beginnt die Entwicklungsphase für die neue Sendung. Die regelmäßige Produktion von „Canale Grande“ hat uns wenig Zeit zum Durchatmen und zum Entwickeln neuer Ideen gelassen. Da derselbe Moderator, dieselbe Redaktion, dasselbe Team daran arbeiten werden, sind Ähnlichkeiten nicht ausgeschlossen. Unser Themenspektrum wird breiter werden, so viel können wir schon sagen. Mehr nicht.
Premiere verfügt bereits über das Medienmagazin „tv-tv“. Wurden Sie als Nachfolger oder als Konkurrent eingekauft?
Premiere hat sich dazu noch nicht geäußert. Ich kann mir allerdings kaum vorstellen, daß es bei einem so kleinen Pay-TV-Sender zwei konkurrierende Medienmagazine geben wird. Das wäre kontraproduktiv.
Haben mit dem „tv-tv“-Team Gespräche stattgefunden?
Nein. Wir haben nur mit den Programmverantwortlichen geredet.
Wen wollen Sie künftig mit ihrem Programm ansprechen?
Kein anderes Publikum als zuvor: Die Dummen, die sich Intelligentes ansehen wollen, genauso wie die Professoren, denen die Erotik- und Schmuddel-Filmchen am liebsten sind. Wir versuchen uns an dem Spagat zwischen experimentaler Form und Unterhaltung. Information muß konsumierbar und gut verpackt sein. Sonst kann man gleich Fachliteratur machen.
Werden Sie auch bei premiere gelegentlich die Hosen runterlassen?
Im Fernsehen wird es so schnell nicht wieder erforderlich sein. Mich stört Nacktheit eigentlich nie, wenn sie begründet ist. Deshalb würde ich das auch wieder tun. Ich habe mich in der „Canale Grande“-Sendung lediglich ausgezogen, um einen kritischen Beitrag über eine einfältige Ausziehsendung entsprechend anzukündigen.
Die Sendung hieß „Ladies night“ und lief bei premiere.
Das ist richtig. Trotzdem wollen wir mit diesem Sender gerne zusammenarbeiten. Interview: Franco Foraci
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